Noch immer ist die Denkweise, der Mensch würde über dem Tier stehen, in unserer Gesellschaft fest verankert. Viele rechtfertigen damit unseren ausbeuterischen Umgang mit anderen Lebewesen, beispielsweise für den Konsum von Fleisch, das Tragen von Tierhäuten oder zur Gestaltung unserer Unterhaltung. Tatsächlich sind wir Menschen aber ebenso Tiere wie Katzen, Rinder, Schweine und Fische. Erfahren Sie hier, warum uns Eigenschaften wie Sprachfähigkeit oder Intelligenz nicht von den Tieren unterscheiden.
Warum Menschen Tiere sind
Ein Tier ist laut Definition eine Lebensform mit folgenden Eigenschaften:
- Eigener Stoffwechsel
- Muskelgewebe
- Nervensystem
- Sinnesorgane
- Fortpflanzungsfähigkeit
Aufgrund dieser Eigenschaften sind Tiere die einzige Lebensform, die Schmerzimpulse übertragen und daraus Schlüsse ziehen, Erfahrungen sammeln und Einflüsse spüren können. Organismen wie Pflanzen, Pilze oder Bakterien sind dazu nicht in der Lage, da ihnen ein Bewusstsein, ein Nervensystem und damit das Schmerzempfinden fehlt. [1]
Da wir Menschen über all diese Eigenschaften verfügen, sind wir per Definition ebenfalls Tiere und gehören in der Biologie als Säugetier zur Familie der Menschenaffen. Wir haben ein Bewusstsein und erkennen uns selbst im Spiegel – ebenso wie viele Schimpansen, Delfine und Schweine. [2] Und genau wie wir Menschen leben nicht-menschliche Tiere in sozialen Verbänden und Partnerschaften, trauern um verstorbene Familienmitglieder, schliessen Freundschaften und versorgen ihre Nachkommen. [3]
Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?
Seit langer Zeit stellt sich der Mensch über nicht-menschliche Tiere mit der Begründung, wir würden uns durch körperliche und psychisch-soziale Eigenschaften von ihnen abheben. Dieser Überlegenheitsgedanke wird Speziesismus genannt. Als Unterschiede werden häufig genannt:
- Aufrechter Gang
- Intelligenzvermögen / Grösse des Gehirns
- Form des Gebisses
- Bessere Greiffähigkeit durch den Daumen
- Stimmapparat
- Weitergabe von Wissen und Handlungsweisen
- Kommunikationsfähigkeit
- Die Fähigkeit, Werkzeuge zu bauen und zu benutzen
- Sprachfähigkeit
- Sozialität
- Bewusstsein
- Empathievermögen
- Zielgerichtetes Handeln
Diese Eigenschaften unterscheiden uns zwar von manchen Tierarten, machen uns aber längst nicht einzigartig. Ganz im Gegenteil: Die meisten anderen Tierarten sind uns Menschen in mehr als einer dieser Fähigkeiten überlegen. Viele vermeintliche Unterschiede sind eigentlich Ähnlichkeiten, und Menschen haben keinen Grund zur Annahme, wir seien anderen Spezies überlegen.
«Bei jeder geistigen Fähigkeit, die ursprünglich als rein menschlich betrachtet wurde, hat sich herausgestellt, dass sie älter und weiter verbreitet ist als zuerst angenommen.»
Primatenforscher Frans de Waal
Menschen sind nicht intelligenter als Tiere
Die Höhe des IQs ist nicht ausschlaggebend dafür, ob eine Spezies wertvoller als eine andere ist. So haben Menschen mit Intelligenzminderung und beispielsweise einem IQ von 9 Punkten im Gegensatz zu einem Gorilla mit einem IQ von 90 Punkten dennoch Grundrechte. [4] Wenn behauptet wird, Menschen seien grundsätzlich intelligenter als Tiere, wird dabei häufig vergessen, dass die menschliche Intelligenz dabei als Massstab gesetzt wird. Dabei haben viele Tierarten stärker ausgeprägte Sinne als Menschen und nehmen ihr Leben dadurch anders wahr als wir – was ihr Leben nicht weniger wertvoll macht.
Der Mythos der körperlichen Überlegenheit
Menschen sind nicht-menschlichen Tieren körperlich nicht überlegen. Viele Tierarten übertreffen uns in körperlichen Eigenschaften um Längen: So läuft ein Feldhase doppelt so schnell wie der Weltrekordhalter Usain Bolt; der schnellste Fisch der Welt schwimmt mehr als zehn Mal schneller als der schnellste menschliche Schwimmer, und Hunde können über Kilometer hinweg Gerüche erschnuppern. [5, 6, 7]
Menschen haben die körperliche Überlegenheit vieler Tiere schon immer ausgenutzt und sind auf Pferden geritten oder haben Rinder schwere Lasten ziehen lassen. Dank moderner Technik muss heute jedoch kein Tier mehr missbraucht werden, um unsere körperlichen Schwächen auszugleichen.
Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier
Menschen und Tiere teilen viele Fähigkeiten und Eigenschaften, beispielsweise die Herstellung und den Gebrauch von Werkzeugen. So öffnen Seeotter Muscheln mit harten Steinen, und Schimpansen basteln Werkzeug aus Stöcken, um an Nahrung zu gelangen. Krähen und Raben machen sich sogar die menschliche Technik zunutze: Sie werfen Nüsse in Ampelnähe auf die Fahrbahn und lassen sie durch darüberfahrende Autos aufknacken. Schaltet die Ampel auf Rot und die Autos bleiben stehen, holen sich die Vögel die Nüsse. [8]
Auch nicht-menschliche Tiere kommunizieren miteinander – Menschen verstehen ihre Sprache nur nicht. Meisen und Delfine bilden durch verschiedene Laute sogar Sätze und führen richtige Dialoge mit Artgenossen. [9] Schimpansen können die Zeichensprache der Gehörlosen erlernen [10], und Erdmännchen nutzen sogar Redewendungen. So laden sie ihre Artgenossen auf «einen Spaziergang» ein, wenn sie auf Nahrungssuche gehen wollen.
Jedes Lebewesen ist wertvoll
Egal, in welchen Eigenschaften wir uns von nicht-menschlichen Tieren unterscheiden oder ähneln: Alle Tiere sind individuelle Lebewesen, die das Recht verdienen, ihren Bedürfnissen nachzugehen und nicht von Menschen ausgebeutet zu werden. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Menschen und Tiere ungleich zu behandeln. Wir dürfen Tiere nicht nach menschlichen Massstäben, wie etwa dem IQ, bewerten. So, wie Kindern oder Menschen mit Intelligenzminderung ihre Rechte nicht abgesprochen werden, sollte der Wert von Tieren auch nicht nach menschlichen Eigenschaften bemessen werden.
Was Sie gegen Speziesismus tun können
Die einfachste Möglichkeit, Tieren ihre Rechte zuzugestehen und ein Zeichen gegen Speziesismus zu setzen, ist eine vegane Lebensweise . Sie können Ihre Ernährung, Kleidung, Kosmetik und Unterhaltung auf komplett auf tiernutzungsfrei umstellen.
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QUELLEN
[1] Animal Ethics: Welche Lebewesen nicht empfindungsfähig sind, https://www.animal-ethics.org/empfindungsvermogen-abschnitt/empfindungsvermogen-tieren/welche-lebewesen-nicht-empfindungsfahig-sind/ (eingesehen am 07.01.2022)
[2] dasGehirn.info (08.03.2013): Erkenne dich selbst im Spiegel, https://www.dasgehirn.info/denken/im-kopf-der-anderen/erkenne-dich-selbst-im-spiegel (eingesehen am 07.01.2022)
[3] Wissenschaft im Dialog (22.03.2017): Haben Tiere ein Bewusstsein und inwieweit unterscheidet es sich von dem des Menschen?, https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wieso/artikel/beitrag/haben-tiere-ein-bewusstsein-und-inwieweit-unterscheidet-es-sich-von-dem-des-menschen/ (eingesehen am 07.01.2022)
[4] Tier im Fokus (23.07.2013): Argumente pro und contra Speziesismus, https://tier-im-fokus.ch/mensch_und_tier/speziesismus (eingesehen am 07.01.2022)
[5] Hamburger Abendblatt (26.07.2012): Tierische Meister: Schneller, höher, stärker, https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article108443415/Tierische-Meister-Schneller-hoeher-staerker.html (eingesehen am 07.01.2022)
[6] Neue Züricher Zeitung (24.07.2017): Der Mensch verlor auch schon gegen Pferde und Delfine, https://www.nzz.ch/sport/aktuell/mensch-gegen-tier-michael-phelps-der-weisse-hai-und-der-schwitzende-mensch-ld.1307532 (eingesehen am 07.01.2022)
[7] Wissenschaft.de (23.11.2018): Olfaktorische Leistung unserer Haushunde, https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/olfaktorische-leistungen-unserer-haushunde/ (eingesehen am 07.01.2022)
[8] GEO: Tierische Intelligenz: So clever nutzen Tiere Werkzeuge, https://www.geo.de/natur/tierwelt/so-clever-nutzen-tiere-werkzeuge-30168676.html (eingesehen am 17.09.2021)
[9] GEO (10.10.2018): Verhaltensforscher: „Tiere haben Anspruch auf ein sinnvolles und schönes Leben“, https://www.geo.de/natur/tierwelt/19733-rtkl-interview-verhaltensforscher-tiere-haben-anspruch-auf-ein-sinnvolles-und (eingesehen am 07.01.2022)
[10] Der Spiegel (29.09.2011): Sprachexperiment mit Primaten: Mit Händen und Grüssen, https://www.spiegel.de/geschichte/sprachexperimente-mit-primaten-a-947322.html (eingesehen am 07.01.2022)