Was ist Palmöl – und warum ist es schlecht für die Umwelt?

Über keinen anderen pflanzlichen Inhaltsstoff wird vermutlich so viel diskutiert wie über Palmöl. Denn obwohl die Herstellung bekanntermassen umweltschädliche Auswirkungen hat, ist Palmöl in vielen Produkten enthalten. Dies gefährdet den Lebensraum zahlreicher Tiere, nicht zuletzt durch die damit einhergehende Regenwaldabholzung.

Die komplexe Problematik von Palmöl lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zum Thema.

Inhalte im Überblick

Wo wird Palmöl angebaut?

Palmöl, auch als Palmfett bekannt, ist ein pflanzliches Öl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme hergestellt wird. Mit einem Marktanteil von 30 Prozent ist Palmöl das am häufigsten verwendete Pflanzenöl der Welt. Im Jahr 2018 wurden rund 70 Millionen Tonnen produziert. [1] Palmöl stammt hauptsächlich aus:

  • Indonesien
  • Malaysia
  • Thailand

Es kommt aber auch aus Kolumbien und Nigeria. [2] Ölpalmen werden auf einer Fläche von 20 bis 27 Millionen Hektar angepflanzt, was knapp 6-mal der Fläche der Schweiz entspricht. Es ist davon auszugehen, dass bis 2025 allein in Indonesien Ölpalmen auf Flächen von 17 Millionen Hektar wachsen werden. [3]

Ein Auto fahert durch eine Palmenplantage.
Ölpalmen werden vor allem in Tropenregionen angepflanzt.

Warum ist die Herstellung von Palmöl ein Problem?

Global gesehen macht Palmöl ein Drittel des Gesamtverbrauchs an pflanzlichen Ölen aus, [1] denn es ist günstig und vielseitig einsetzbar. Allerdings steht Palmöl in der Kritik, weil für seine Produktion tropische Wälder und somit die Lebensgrundlagen von Tieren zerstört werden. Darüber hinaus birgt der Konsum von Palmöl auch gesundheitliche Risiken für den Menschen.

Warum ist der Anbau von Ölpalmen schlecht für den Regenwald?

Palmöl ist so billig in der Produktion, weil den wahren Preis andere zahlen. Nicht die Pflanze an sich ist das Problem, sondern die ungewöhnlich hohe Nachfrage.

  • Regenwaldabholzung: In Indonesien werden für die Produktion von Palmöl Regenwälder abgeholzt, die für Orang-Utans zu den letzten verbleibenden Lebensräumen zählen. Aber auch in anderen Ländern sind Waldflächen, die für Palmölplantagen weichen müssen, das Habitat vieler einzigartiger Tiere.
  • Zerstörung von Lebensräumen und Tötung von Tieren: Auf den Flächen, für die Konzessionen an Palmölfirmen vergeben wurden, werden jährlich 1.000 bis 5.000 Orang-Utans getötet. [4] Familien werden auseinandergerissen, viele Orang-Utan-Kinder werden zu Waisen. Ihr Bestand ist seit 1900 um 91 Prozent geschrumpft. [5] Alle Orang-Utan-Arten sind als stark gefährdet eingestuft, der Lebensraumverlust stellt hierbei die grösste Bedrohung dar. [6]
  • Illegale Rodungen und Vertreibungen: Nicht immer wird legal gerodet. Da Ölpalmen in Urwaldgebieten wachsen, sind Vertreibungen und illegale Räumungen keine Seltenheit. Hier ist Landbesitz oft gar nicht oder nur ungenau, geschweige denn rechtlich bindend dokumentiert.
  • Zerstörung der Biodiversität durch konventionellen Palmölanbau: Nach einigen Jahren des Ölpalmenanbaus produzieren die sensiblen Torfböden nicht mehr die notwendigen Erträge. So werden neue Flächen erschlossen, die alten jedoch ohne Wiederherstellung von «naturnahen Lebensräumen» aufgegeben. Der konventionelle Palmölanbau zerstört die Biodiversität, denn er achtet nicht auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Der Einsatz von Pestiziden (Glyphosat) und Mineraldünger ist an der Tagesordnung.
  • Beschleunigung der Klimakrise: Die Abholzung des Regenwalds trägt zum Klimawandel bei, denn Bäume produzieren Sauerstoff und speichern Kohlendioxid. Durch die Rodungen wird schädliches Gas freigesetzt, und eine lebenswichtige Sauerstoffquelle geht verloren. Zudem werden bei der Umwandlung von Torfböden zu Plantagen enorme Mengen an Klimagasen erzeugt.
  • Schlechter Lohn und Kinderarbeit: Neue Palmölplantagen bringen soziale Probleme mit sich. Nur wenige Menschen finden auf den Plantagen Arbeit, die zudem oft schlecht bezahlt ist. Nicht selten müssen Familienmitglieder helfen – darunter auch Kinder. Viele Menschen arbeiten ohne rechtlichen Schutz, neu gegründeten Dörfern fehlen soziale Strukturen.

Wie gesund oder ungesund ist Palmöl?

Im Gegensatz zu einigen anderen pflanzlichen Ölen trägt Palmöl nicht zu einer gesunden Ernährung bei. Vielmehr steht Palmfett im Verdacht, die Entstehung von Diabetes, Gefässerkrankungen und Krebs zu begünstigen.

  • Palmöl hat einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Ein übermässiger Verzehr, beispielsweise in Form von Fertiggerichten, kann sich negativ auf die Blutfettwerte auswirken. Hier spielt vor allem das schädliche Cholesterin eine Rolle, das mit einem erhöhten Diabetesrisiko in Verbindung gebracht wird.
  • Der übermässige Verzehr von gesättigten Fettsäuren kann zu einer Gefässverengung führen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen kann. [14]

Welche Produkte enthalten Palmöl?

Palmöl findet sich in Lebensmitteln und vielen weiteren Produkten, darunter:

  • Agrartreibstoffe
  • Farben
  • Kekse
  • Kerzen
  • Kosmetika
  • Lacke
  • Margarine
  • Nusscremes
  • Reinigungsmittel

Nicht immer ist klar erkennbar, in welchen Produkten tatsächlich Palmöl steckt. Laut der europäischen Lebensmittel-Informationsverordnung, [7] die seit Dezember 2014 gilt, ist es nicht ausreichend, auf Lebensmitteln lediglich den Hinweis «pflanzliche Öle oder Fette» anzugeben. Auch die pflanzliche Herkunft muss genannt werden. Dennoch lassen sich manche Herstellungsbetriebe mit der entsprechenden Umstellung ihrer Verpackungen Zeit.

Ein Toastbroat mit Schokocreme.
In vielen Schokoladen-Markenprodukten steckt Palmöl.

Weshalb wird Palmöl in so vielen Produkten verarbeitet?

Palmöl ist billig, und der Anbau ist effizient:

  • Die Ölpalme hat einen sehr hohen Ertrag, der zum Beispiel deutlich über dem von Kokospalmen liegt.
  • Das aus Fruchtfleisch (Palmöl) und Kernen (Palmkernöl) gewonnene Fett hat einen hohen Schmelzpunkt – ist also bei Zimmertemperatur fest und hitzebeständig.
  • Palmöl ist geschmacksneutral und durch einen hohen Anteil an Vitamin E und Antioxidanten lange haltbar.
  • Die einzigartige Zusammensetzung des Fettes macht es möglich, dass auch andere Flüssigöle in eine stabile und cremige Form eingebunden werden.

Wie erkennt man nachhaltiges Palmöl?

Es gibt für Palmöl mittlerweile verschiedene Label. Für Verbraucher:innen ist jedoch nicht immer klar ersichtlich, welche dieser Siegel tatsächlich etwas aussagen und welche nur das Image von Unternehmen aufpolieren sollen.

Am weitesten verbreitet ist die Palmöl-Zertifizierung «RSPO». RSPO steht für «Roundtable on Sustainable Palm Oil» (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) und wurde 2004 unter anderem vom WWF initiiert. Der RSPO verfolgt diese Ziele:

  • Die Einhaltung von Mindeststandards, darunter keine Abholzung von Primärwäldern und besonders erhaltenswerten Wäldern
  • Die Einhaltung von Kernarbeitsnormen und eine Bezahlung nach Mindeststandards

Die Umsetzung ist jedoch nur selbstverpflichtend, es gibt keine unabhängige Kontrollinstanz. Daher wurde das Label von 250 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen abgelehnt. [8]

Um die Standards des RSPO zu stärken, wurde die Palm Oil Innovation Group (POIG) gegründet. Die Zertifizierung durch die POIG ist stringenter als die RSPO-Standards. Mehrere Unternehmen, auch solche, die vegane Produkte herstellen, haben sich bereit erklärt, mit POIG-verifizierten Zulieferbetrieben zusammenzuarbeiten, darunter auch Danone (Alpro).

Ein Orang-Utan mit Baby im Arm.
Nachhaltige Produktionsweisen für Palmöl sollen Tiere und deren Lebensraum schützen.

Die Rainforest Alliance hat einen eigenen Zertifizierungsprozess inklusive zugehörigem Label entwickelt.

Es gibt auch Siegel für ökologisch produziertes Palmöl:

  • Der ökologische Landbau setzt beispielsweise auf Dünger mit natürlichen Bestandteilen und auf Mischkulturen.
  • Bisher stammen jedoch nur rund 0,1 Prozent des weltweit erzeugten Palmöls aus biologischem Anbau, [9] und auch Bio-Produzierende standen schon in der Kritik, wenn es um faire Bedingungen geht.

Sollte man Palmöl boykottieren?

Palmöl ist in einer grossen Zahl von Haushaltsprodukten, Kosmetika und Nahrungsmitteln enthalten – eine Boykottierung ist also nicht leicht, aber natürlich möglich. Auch Fachleute sind sich unsicher, ob ein Boykott sinnvoll ist.

Einige Organisationen sprechen sich gegen einen Boykott von Palmöl aus – auch solche, die sich gezielt um den Erhalt von Urwäldern kümmern:

  • Die Sumatran Orangutan Society (SOS) beispielsweise warnt, dass ein Boykott dazu führen könnte, dass die Anbauunternehmen vor Ort auf Pflanzen wie Soja umsteigen, für die, je nach Herkunftsland, noch viel mehr Landflächen als für Palmöl nötig wären.
  • Nach Ansicht der Organisation ist der Palmölanbau ein derart wichtiger Wirtschaftszweig, dass er keinesfalls einfach verschwinden wird. Aus diesem Grund müsse der Fokus auf Anbaumethoden gelegt werden, die so wenig Schaden wie möglich anrichten, indem zum Beispiel keine neuen Wälder gerodet werden. [10]
  • Auch Organisationen wie das Rainforest Action Network (RAN) oder Borneo Orangutan Survival (BOS) Australia setzen sich für die Nutzung von nachhaltig produziertem Palmöl ein. Bei einer solchen Produktion wird beispielsweise auf bereits gerodete Landflächen zurückgegriffen, in bessere Erträge investiert und darauf verzichtet, Flächen für neue Plantagen zu roden. [11, 12]
Eine Frau steht am Regal im Supermarkt.
Nicht nur der Palmölanbau muss sich ändern, sondern auch unser Konsum.

Doch selbstverständlich gibt es auch Gegenstimmen, etwa die Orangutan Foundation International (OFI). Sie vertritt die Meinung, nur ein völliger Boykott von Palmöl könne den Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen gewährleisten.

  • Nachhaltiges Palmöl gibt es der OFI zufolge nicht – derartige Zertifikate seien lediglich ein Werbemittel zur ethischen Reinwaschung der Industrie, während Abholzung und Lebensraumzerstörung weitergingen.
  • Die OFI bezieht sich auf Forschungsdaten, die zeigen, dass Orang-Utan-Populationen auf zertifizierten und nicht-zertifizierten Plantagen gleichermassen zurückgehen. [13]

Welche Alternativen zu Palmöl gibt es?

Wie immer gilt: Die eigene Herstellung mit Zutaten aus heimischem Anbau ist der beste und umweltfreundlichste Weg. Regional angebaute Öle stellen gute Alternativen zu Palmöl dar. Zu ihnen zählen unter anderem:

  • Distelöl
  • Leinöl
  • Maiskeimöl
  • Rapsöl
  • Sonnenblumenöl

Oliven- und Sojaöl stammen meist aus Südeuropa.

Diese Öle bieten zudem den Vorteil, dass sie reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Palmöl hingegen enthält einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren (weshalb es fest ist) und sollte aus gesundheitlichen Gründen nur in geringen Mengen verzehrt werden. Zudem lohnt sich die Nachfrage bei lebensmittelproduzierenden Betrieben – manche haben bereits auf alternative Öle umgestellt, andere planen diesen Schritt. Verbraucher:innen können versuchen, den eigenen Konsum von Palmölkritisch zu hinterfragen und den Kauf von palmölhaltigen Lebensmitteln auf ein Minimum zu reduzieren. Unser Einkaufszettel ist unser Stimmzettel!

Aus einer Glasflasche wird Oel gegossen.
Es gibt gesunde und umweltfreundliche Alternativen zu Palmöl.

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