WOLLE: ANTWORTEN AUF DIE WICHTIGSTEN FRAGEN

Alle Formen der Wollproduktion für Garn, Pullover und Co. sind mit Tierleid verbunden. Die folgenden Informationen beziehen sich hauptsächlich auf Schafe – doch ganz gleich, ob Schafwolle, Angora, Kaschmir, Mohair, Lammfell oder Alpaka: In der Wollindustrie werden alle Tiere wie Produktionsmaschinen behandelt und für die Herstellung von Wolle ausgebeutet, gequält und getötet.

Inhaltsverzeichnis:

Wo leben all diese Schafe?

Viele Schafherden in der Wollindustrie bestehen heutzutage aus Tausenden von Tieren. Diese hohe Zahl an Schafen macht es unmöglich, den individuellen Bedürfnissen einzelner Tiere nachzukommen oder Krankheiten wie Fussfäule, Schmeissfliegenbefall oder Infektionen zu erkennen und zu behandeln. Aufgrund der mangelnden Pflege sind die Todesraten bei Schafen oftmals sehr hoch – in Australien sind bis zu 77 Prozent der neugeborenen Tiere innerhalb einer Herde betroffen. Rund 15 Millionen Lämmer sterben dort jährlich bei der Geburt, verhungern oder erfrieren ungeschützt auf der Weide.

Die Ursache hierfür liegt unter anderem in der Überzüchtung der Tiere für einen höheren Wollertrag. Zur Maximierung ihrer Gewinne züchtet die Wollindustrie mittels genetischer Selektion vermehrt Schafe, die Zwillinge oder sogar Drillinge gebären. Diese Mehrlingsgeburten führen jedoch zu einer drastischen Zunahme von Geburtskomplikationen und erhöhten Todesraten, denn viele Lämmer sind zu klein und zu schwach, um zu überleben. [4, 5]

Totes Lamm liegt am Boden

Die Jungtiere müssen zahlreiche schmerzhafte Standardprozeduren über sich ergehen lassen – und dies meist ohne Betäubung. So erhalten Lämmer kurz nach der Geburt eine Ohrmarke, die ihnen mit einem Tacker durch die Haut gestochen wird. Männliche Lämmer werden kastriert, wobei die Samenleiter und angrenzenden Blutgefässe und Nervenstränge mit einer Metallzange abgequetscht werden. Alternativ werden Gummiringe um die Hodensäcke gelegt, um die Blutzufuhr abzutrennen. Oftmals laufen die Jungtiere aufgrund der Schmerzen stark gekrümmt oder verkriechen sich.

Welche Tiere werden geschoren?

Für die Produktion von Wolle werden nicht nur Schafe geschoren. Auch weitere Tierarten werden in der Wollindustrie ausgebeutet:

  • Schafe (v. a. Merino)
  • Angoraziegen (Mohair)
  • Alpakas
  • Lamas
  • Angorakaninchen (Angorawolle)
  • Yaks
  • Vikunjas
  • Trampeltiere
  • Moschusochsen

Viele dieser Tiere sind heute auf die Schur angewiesen, da ihr natürlicher Fellwechsel gezielt weggezüchtet wurde. Ihre Ausbeutung als Wolllieferanten beruht auf einer speziesistischen Denkweise bei der Menschen ihre eigenen Bedürfnisse über dem Wohl der Tiere anordnen. Schafe, Ziegen, Alpakas, Kaninchen und Yaks sind jedoch empfindungsfähige Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Sie haben das Recht auf ein unversehrtes Leben und sind nicht dazu da, wegen ihrer Wolle von Menschen gezüchtet, gequält und getötet zu werden.

Tiere die fuer Wolle leiden

Müssen die Tiere nicht geschoren werden?

In der Natur wächst Schafen, Ziegen und Kaninchen so viel Wolle, wie sie für den eigenen Schutz vor extremen Temperaturen benötigen. Der Mensch hat die Tiere jedoch genetisch manipuliert, um möglichst viel Wolle produzieren zu können, und ihnen den natürlichen Fellwechsel weggezüchtet.

Ohne die Fähigkeit, ihr Fellwachstum selbst regulieren zu können, sind die Tiere Kälte und Hitze schutzlos ausgeliefert und in der Natur oftmals nicht überlebensfähig. Es handelt sich um Qualzuchten, denn sie sind nun von der Schur durch den Menschen abhängig. Auch Artenschutz ist kein Argument, um diese sogenannten Wollrassen zu erhalten, denn die Tiere leiden im Sommer enorm unter ihrer dichten Felllast, sind nach der Schur anfällig für Lungenerkrankungen oder können bei Kälteeinbrüchen gar erfrieren.

Die Schur ist eine traumatische und blutige Erfahrung, die keinem Tier zugemutet werden sollte. Oft werden die Tiere gefesselt, gewaltsam niedergedrückt, geschnitten und durch die Gegend geworfen – denn sie geben ihr schützendes Fell nicht freiwillig her. Auf das Leid der Tiere wird keine Rücksicht genommen, denn die Arbeiter werden oftmals nach Menge und nicht nach Stunden bezahlt. Wenn die Zucht von Schafen ohne oder mit schwachem Fellwechsel komplett eingestellt würde, müsste auch kein Tier mehr die Strapazen der Schur ertragen. Dies wird aus Profitgründen aber nicht getan.

Schaf wird zu Boden gedrueckt und geschoren

Die Tiere leiden bei der Schur nicht, oder?

Die meiste Wolle stammt von Schafen, Kaninchen und Ziegen. Für die sensiblen Fluchttiere bedeuten bereits die Trennung von ihrer Herde und der direkte Kontakt zum Menschen grössten Stress. Daher geraten sie oftmals in Panik und wehren sich mit aller Kraft gegen die Schur. Arbeiter machen die Tiere häufig mit Gewalt gefügig, verdrehen ihre Arme und Beine oder knien sich auf ihren Kopf und Körper. Um Angorakaninchen und Alpakas zu fixieren und ihre Wolle auszureissen oder abzuschneiden, werden die Tiere meist ausgestreckt und an einer Fixiervorrichtung festgebunden. Ziegen werden oftmals auf den Boden gedrückt und ihre Beine werden gefesselt.

Bei der Schur kommt es häufig zu Verletzungen, denn die Fluchttiere wehren sich trotz aller Bemühungen. Selbst bei der sanftesten Schur können Schnittwunden nicht immer verhindert werden und führen zu blutigen Verletzungen. Die meisten Scherer arbeiten bei der stressigen Schur im Akkord jedoch nicht rücksichtsvoll, sondern schnell, achtlos und gewaltsam. Denn sie werden meist nicht nach Stunden, sondern nach Anzahl geschorener Tiere bezahlt – bei hoher Geschwindigkeit werden bis zu 250 Schafe am Tag ihrer Wolle beraubt.

PETA und ihre internationalen Partnerorganisationen haben sich verschiedene Schurbetriebe weltweit angesehen. Das Fazit: Ganz gleich, wo sich diese Wollbetriebe befanden oder welche Tierschutzstandards versprochen wurden – überall wurde Missbrauch an Tieren beobachtet. Videoaufnahmen aus 18 Enthüllungsberichten und mehr als 170 Wollbetrieben auf vier Kontinenten unterstreichen das ganze Ausmass des Tierleids: Sanftmütige Schafe müssen Verstümmelung, Tritte und Schläge (auch ins Gesicht) über sich ergehen lassen; Menschen stellen sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Tiere; klaffende Schnittwunden werden oftmals ohne Betäubung mit Nadel und Faden vernäht und unzureichend bis gar nicht behandelt.

Schaf hat blutige Wunden nach der Schur

Schafe, die ihrer Wolle wegen gehalten werden, werden doch nicht getötet, oder?

Verletzte und unprofitable Tiere werden in der Wollindustrie meist getötet (teilweise sogar vor den Augen ihrer Artgenossen) oder sich selbst und damit einem langsamen, schmerzhaften Tod überlassen. Im Normalfall werden die Schafe getötet, sobald das Wollwachstum mit etwa sechs Jahren nachlässt – ihre natürliche Lebenserwartung liegt je nach Rasse bei bis zu 20 Jahren. Im Schlachthof erwartet die Fluchttiere eine kahle, fremde Umgebung, in der sie mitansehen müssen, wie ihre Artgenossen an den Vorderbeinen aufgehängt werden und ihnen die Kehle durchgeschnitten wird. [6]

Abermillionen Schafe werden jedoch nicht in einem nahegelegenen Schlachtbetrieb getötet, sondern auf überfüllten, verdreckten Schiffen auf eine wochenlange, beschwerliche Reise in die Türkei und den Nahen Osten transportiert, wo es keine Gesetze gibt, die sie vor Leid und Misshandlung schützen. Australien ist weltweiter Exportmeister im Lebendtransport von Schafen. Das Verladen und die anschliessende Reise sind für die Tiere enorm stressig. Bis zu 75‘000 Schafe werden dicht gedrängt auf ein Schiff gesperrt, müssen teils mehrere Wochen in ihren Fäkalien stehen und sind Temperaturen von bis zu 40° Celsius ausgeliefert. Viele Tiere sterben unterwegs an den Folgen eines Hitzeschlags, an ansteckenden Viruserkrankungen, eitrigen Infektionen und Erschöpfung oder erliegen Stress, Traumata und Erkrankungen. [7, 8]

Schaf liegt auf einem Transporter

Wer die Reise überlebt, wird unter Schlägen und Tritten verladen und zu Schlacht- oder Hinterhöfen gekarrt, wo ihnen ohne Betäubung und teils mit stumpfen Messern die Kehle aufgeschnitten wird. Dieser qualvolle Tod wäre in Australien oder der Schweiz illegal und verletzt die Standards der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE). [9] Dennoch geht das lukrative Geschäft mit dem Lebendtransport weiter – allein 2019 wurden 1,1 Millionen Schafe von Australien aus verschifft. [10] Jeder Kauf eines australischen Wollprodukts unterstützt dieses grauenvolle Ende der empfindsamen Lebewesen.

Selbst wenn ihr kurzes Leben nicht im Schlachthof enden würde – Tiere in der Wollindustrie führen kein glückliches Leben. Die regelmässige Schur, grausame Standardprozeduren wie das Mulesing oder die betäubungslose Kastration sind Grund genug, keine Wolle zu tragen.

Was ist Merino und was ist Mulesing?

Mit «Merino» wird eine bestimmte Schafrasse bezeichnet, die praktisch den gesamten Wollmarkt in Australien und Neuseeland ausmacht. Das Fell der Tiere gilt als besonders fein und ist daher für die Textilherstellung beliebter als andere Wollsorten. Um noch mehr Wolle und somit einen grösseren Profit zu generieren, wurde diesen Schafen eine besonders faltige Haut angezüchtet. Durch das grössere Wollvolumen schwitzen die Tiere jedoch mehr, wodurch sich in den Hautfalten Feuchtigkeit ansammelt – vor allem am Hinterteil, da sich hier in den Falten regelmässig Kot und Urin anhäufen. Fliegenmaden werden von der Feuchtigkeit angezogen und legen ihre Eier in diesen Hautfalten ab. Die ausgeschlüpften Larven können die Schafe dann bei lebendigem Leib von innen auffressen.

Anstatt jedoch Schafe mit einer weniger faltigen Haut zu züchten, wird eine äusserst blutige und schmerzhafte Prozedur an den Jungtieren vorgenommen, um dem Fliegenbefall entgegenzuwirken – das sogenannte Mulesing. 2016 wurde diese Verstümmelung noch immer bei 90 Prozent der australischen Schafe durchgeführt. [11] Hierbei werden die Lämmer rücklings in speziellen Vorrichtungen fixiert, um ihnen mit einem Messer oder einer Schere tellergrosse Hautstücke von ihrem Hinterteil abzuschneiden – meist ohne Betäubung. Diese Tortur soll eine glatte, faltenfreie Oberfläche bilden, die weniger attraktiv für Fliegen ist. Die Realität zeigt jedoch das genaue Gegenteil: Die offenen, blutigen Wunden werden oft noch vor dem Abheilen von Fliegen befallen oder infizieren sich. Zudem bleibt das erhöhte Risiko, dass die Merinoschafe auch am restlichen Körper an Fliegenmadenbefall erkranken. [12]

Schaf wird am Hintern beschnitten

Die sinnvollste und effektivste Art, dieser schrecklichen Krankheit entgegenzuwirken, ist eine Zuchtform von Schafen, die an die jeweiligen klimatischen Bedingungen angepasst sind und deutlich weniger Wolle und Hautfalten haben. Dies kommt für viele australische Farmer jedoch nicht in Frage, da sie aus jedem einzelnen Tier grösstmöglichen Profit schlagen möchten. Die Einführung eines Mulesing-Verbots, wie 2018 in Neuseeland, ist daher ein wichtiger erster Schritt, um das Leid der australischen Schafe zu reduzieren.

Um diese Tierquälerei zu verhindern, reicht es leider nicht, nur Produkte zu meiden, die speziell mit der Bezeichnung «Merino» versehen sind, denn auch bei vielen Erzeugnissen mit der allgemeinen Kennzeichnung «Wolle» handelt es sich um Wolle von Merinoschafen.

Was ist Angora

Angorawolle ist das weiche und lange Fell des Angorakaninchens – nicht zu verwechseln mit dem der Angoraziege, das Mohair genannt wird.

90 Prozent der weltweit gehandelten Angorawolle stammt aus China – einem Land, in dem es keine greifenden Gesetze gibt, die den Umgang mit Tieren regeln. Angorakaninchen werden auf Farmen in winzigen Einzelkäfigen gehalten, isoliert von ihren Artgenossen. Alle drei Monate werden die nervösen Fluchttiere aus ihren Käfigen gezerrt und gewaltsam an Bretter gefesselt, um ihnen das Fell gewaltsam aus der Haut zu reissen. Dabei erleiden sie massive Verletzungen, schreien vor Schmerzen, fallen nach der Schur teilweise in eine Art Schockstarre. Viele Kaninchen sterben dabei an Herzversagen. Die Tiere werden zwei bis fünf Jahre auf diese grausame Weise ausgebeutet und getötet, sobald sie nicht mehr profitabel sind.

Wenn Sie einen Pullover, einen Hut, eine Mütze oder andere Kleidungsstücke aus Angora kaufen, stammt die Wolle mit grösster Wahrscheinlichkeit von Kaninchen aus China, wo den Tieren meist bei lebendigem Leib das Fell aus der Haut gerissen wird.

Angorakaninchen wird geschoren

Was ist Kaschmir/Cashmere?

Kaschmir ist das seidig-gelockte, lange Fell der Kaschmirziege. Als führende Exportländer für Kaschmirwolle produzieren China und die Mongolei zusammen 90 Prozent des weltweit vermarkteten Kaschmirs. Eine Ziege verfügt durchschnittlich über nur 240 Gramm Kaschmir. Das ist so wenig, dass man für eine einzige Kaschmirjacke die Haare von etwa sechs Ziegen benötigt. Bei der gewaltsamen Schur werden die verängstigten Tiere zu Boden gedrückt. Arbeiter stellen sich auf die Ziegen, um ihnen die Haare mit spitzen Metallkämmen auszureissen oder abzuschneiden, während die Tiere vor Schmerz und Angst schreien. Teilweise biegen sie die Beine der Kaschmirziegen hierbei in völlig unnatürliche Positionen. Oft tragen die Tiere blutige Schnittwunden davon, erhalten jedoch keinerlei Schmerzmittel oder sonstige medizinische Versorgung.

Sobald die Fellqualität nicht mehr den Ansprüchen der Wollindustrie genügt und die Kaschmirziegen somit nicht mehr als profitabel gelten, werden sie getötet – oft bereits ab dem fünften Lebensjahr. Branchenexperten schätzen, dass 50 bis 80 Prozent der jungen Ziegen aus Profitgründen frühzeitig getötet werden.

Kaschmirziege wird zu Boden gedrueckt

Was ist Mohair?

Mohair ist das lange, glatte, feine Haar der Angoraziege – nicht zu verwechseln mit Angorawolle, die oftmals von lebendig gerupften Angorakaninchen stammt. Ein Grossteil des weltweit verkauften Mohairs kommt aus Lesotho, Südafrika, Texas (USA) und der Türkei. Die Ziegen werden hauptsächlich aufgrund ihrer dicken Unterwolle gezüchtet und normalerweise zwei Mal pro Jahr geschoren – das erste Mal oft schon mit sechs Monaten. [13, 14]

Bei der Schur werden Angoraziegen oftmals grob zu Boden gedrückt, ihre Beine werden zusammengebunden. Als Beutetiere ist diese Fixierung für Ziegen ausgesprochen beängstigend. Häufig tragen die Tiere blutige Schnittverletzungen von der Schur davon. Zahlreiche Angoraziegen erfrieren in kalten Nächten ohne ihr wärmendes Fell, da die Schur ihnen den natürlichen Witterungsschutz nimmt. Nach Aussagen eines Farmers sollen in Südafrika, dem Hauptproduzenten von Mohair, an einem einzigen Wochenende 40‘000 Ziegen an Unterkühlung gestorben sein, denn im Gegensatz zu Schafen haben Ziegen nicht mehrere Schutzschichten aus Körperfett. Wenn denn Tieren in den ersten vier bis sechs Wochen nach der Schur kein geeigneter Unterschlupf zur Verfügung steht, kann dies tödlich enden. Durch die Unterkühlung sind sie zudem äusserst anfällig für Infektionen. [15]

Zusätzlich werden die Hörner der Ziegen bereits kurz nach der Geburt mit glühend heissen Eisen abgebrannt oder mittels ätzenden Chemikalienpasten entfernt. Männliche Tiere werden mit einem Gummiring kastriert, der die Blutzufuhr abklemmt – eine extrem schmerzhafte Prozedur, die sogar zu eines Tetanusinfektion führen kann. [16]

Mohairziege liegt am tot Boden

Eigentlich können Angoraziegen zehn Jahre alt werden. In der Wollindustrie werden die Tiere jedoch oftmals weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet, sobald ihre Fortpflanzungsfähigkeit oder die Qualität und Menge des Fells nachlassen und sie somit wirtschaftlich nicht mehr rentabel sind. Ein stundenlanger Transport zur Schlachtung – häufig ohne Nahrung und Wasser – bedeutet für viele Angoraziegen zusätzliches Leid. Oftmals werden die Tiere unzureichend oder gar nicht betäubt und sind bei vollem Bewusstsein, wenn ihnen die Kehle durchgeschnitten wird.

Was ist Alpaka?

Alpakas sind eine domestizierte Kamelform, die vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet werden. 80 Prozent der weltweit gehandelten Alpakawolle wird in Peru produziert. Ähnlich wie Schafe müssten Alpakas ohne den züchterischen Eingriff des Menschen nicht geschoren werden, doch den Tieren wurde die überlebenswichtige Eigenschaft des Fellwechsels geraubt, um

 sie als Woll- und Fleischlieferanten zu missbrauchen. Werden Alpakas nicht geschoren, verfilzt das Fell, wird schwerer, das Tier schwitzt vermehrt, wodurch die Anfälligkeit für Überhitzung und Erkrankungen wie Milbenbefall steigt. Die Schur bringt jedoch eigene Probleme mit sich.

Undercover-Aufnahmen von PETA USA verdeutlichen, dass Alpakas bei der Schur gewaltsam gepackt, an den Beinen zusammengeschnürt, von Arbeitern grob herumgestossen und gewaltsam auf Schurtische geschleudert und fixiert werden – darunter auch schwangere Tiere. Für Beutetiere wie Alpakas ist es eine Qual, bewegungsunfähig zu sein – ihre panischen Schreie sind ohrenbetäubend. Viele Alpakas übergeben sich und «spucken», was ein deutliches Anzeichen von Stress und Panik ist. Die Fluchttiere wehren sich gegen die Prozedur und ziehen sich oftmals Verletzungen zu, die teilweise einfach mit Nadel und Faden vernäht werden – ohne Betäubung. Die hastige und unvorsichtige Arbeit der Scherer fügt vielen Alpakas schmerzende Wunden zu.

Alpaka wird auf einem Tisch fixiert und geschoren

Aber für Lammfell muss kein Tier leiden, oder?

Lamm- und Schaffelle gibt es in unterschiedlichen Farben (z. B. braun, weiss oder rosa gefärbt), verschiedenen Ausführungen (kurz geschoren oder mit langen Haaren) und als Textilware (z. B. als UGG-Boots, Futter in Jacken oder Schuhen, Accessoires für Kinderwagen oder Bodenbeläge für das Wohnzimmer). Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie bestehen aus der Haut und dem Fell gewaltsam getöteter Tierbabys.

Die meisten Lämmer und Schafe werden in China, Indien, Australien und Neuseeland getötet, bevor ihre Häute in alle Welt exportiert werden. In vielen dieser Länder gibt es keine oder nur unzureichende Gesetze, um die Tiere zu Lebzeiten oder im Schlachthof zu schützen. [17]

Besonders beliebt ist das Fell von Lämmern – also Tierkindern unter einem Jahr. Ihre Haut und ihr Fell gelten als besonders weich und geschmeidig. Daher werden sie viel zu früh von ihren Müttern getrennt und für die Fleischproduktion gemästet. Einige Lämmer sind erst wenige Wochen alt, wenn sie zum Schlachthaus transportiert und dort getötet werden. Ihr Fell wird anschliessend zu Babydecken oder als Einlagen für Kinderwagen verarbeitet. Während die Tiere in der Natur bis zu zwölf Jahre alt werden können, werden sie in der Zucht bereits im Alter von vier bis zwölf Monaten getötet. Der Verkauf ihrer Felle ist ein lukratives Geschäft, das durch die Zucht und Tötung noch profitabler wird, denn für Lammfleisch besteht eine höhere Nachfrage als für Schaffleisch.

Tote Laemmer liegen am Boden

Allein der Gedanke, ein Menschenkind auf die Haut eines toten Babylamms zu legen, ist befremdlich genug. Dazu kommt, dass Lammfelle häufig mit gesundheitsschädlichen Substanzen wie Formaldehyd, Aluminium oder Quecksilber aus dem Gerb- und Verarbeitungsprozess belastet sind. Dadurch kann es bei Hautkontakt zu Erkrankungen wie schweren Allergien oder sogar Krebs kommen. Zudem wird heute vorwiegend in Billigproduktionsländern gegerbt, wo Arbeiter – darunter auch Kinder – ohne Schutzkleidung in den giftigen Gerbwässern stehen und das verseuchte Abwasser oftmals ungefiltert in der Natur entsorgt wird. [18]

Ist Wolle nicht das wärmste «Material», das es gibt?

Es gibt mittlerweile eine Fülle an pflanzlichen und synthetischen Stoffen, sodass niemand mehr auf das Fell gequälter Tiere zurückgreifen muss. Kunstfasern wie Acryl imitieren Wolle optisch perfekt. Umweltfreundliche Materialien wie Bio-Baumwolle, Hanf, Bambus, Leinen/Flachs, Lyocell/Tencel/Modal, rPET, SeaCell oder Sojaseide halten uns ebenfalls warm – ganz ohne Tierleid. Zudem sind pflanzliche und synthetische Fasern meist pflegeleichter und auch für hautempfindliche Menschen geeignet.

Aber Wolle ist doch natürlich und nachhaltig, oder?

Wolle ist ausschliesslich natürlich an dem Tier, dem sie gehört. Auch die Zucht (z. B. die Besamung weiblicher Tiere) und die Genmanipulation der Tiere (z. B. das Wegzüchten des natürlichen Fellwechsels) haben nichts mit Natürlichkeit zu tun. Wolle hat zudem wenig mit Nachhaltigkeit am Hut, denn die konventionelle Zucht verursacht massive Umweltprobleme. Zum Schutz der Schaf- und Ziegenherden vor Pilzen, Bakterien oder Insektenbefall werden die Tiere in giftigen Chemiebädern gebadet. Alternativ werden die Pestizide in Form von Spray oder Pulver aufgetragen. Die Chemikalien können sich dabei in der gesamten Umgebung der Tiere verteilen. Die Abwässer der Chemiebäder werden oftmals in der Natur entsorgt, wo sie Böden und Gewässer verunreinigen. Um die Weideflächen der Tiere zu regulieren, setzt die Wollindustrie zudem Unmengen an Herbiziden ein.

Durch die Ausscheidungen der Schafe werden grosse Mengen an Methan freigesetzt, das die globale Erwärmung fördert. Daneben verschlingt die massenhafte Zucht der Tiere Ressourcen in Form von Land, Wasser und Futtermitteln. Bodenerosion und die Verwandlung ganzer Landstriche in Wüsten durch Abgrasung sind weitere Folgen dieser intensiven Tierhaltung.

Wuestenboden

Um die gewaltsam erlangte Wolle zu reinigen und weiterzuverarbeiten, werden zahlreiche Chemikalien wie Formaldehyde, Bleichstoffe und Dioxine eingesetzt. Zudem sind in vielen modernen Wollprodukten umstrittene halogenorganische Verbindungen enthalten, die dafür sorgen, dass die Kleidungsstücke überhaupt gewaschen werden können. Diese Verbindungen können sich bei der Aufnahme über die Haut im Gewebe ablagern, verfügen oftmals über ein hohes Allergiepotenzial und gelten als krebserregend. [19]

Es ist daher nicht überraschend, dass konventionelle Wolle in Vergleichsstudien, welche die ökologischen Auswirkungen bei der Produktion herkömmlicher Textilfasern miteinander vergleichen, mitunter am schlechtesten abschneidet. Bei Berechnungen des Higg Index schnitt Alpakawolle mit Abstand am schlechtesten ab. Sogar synthetische Stoffe auf Erdölbasis gelten in der Produktion als umweltfreundlicher als Wolle. [20, 21, 22]

Ist es in Ordnung, Wolle zu kaufen, die nicht aus Australien stammt?

Es ist schwer festzustellen, woher ein Wollprodukt ursprünglich stammt. Die meiste australische Wolle wird nach Italien oder gar China exportiert und dort zu Kleidungsstücken für den Weltmarkt verarbeitet. Somit steckt hinter dem Etikett «Made in China» oder «Made in Italy» höchstwahrscheinlich Wolle australischer oder neuseeländischer Schafe.

Auch in Wollprodukte von Schweizer Einkaufsgeschäften ist höchstwahrscheinlich Wolle von Schafen verarbeitet, die das grausame Mulesing über sich ergehen lassen mussten. Spätestens bei der Schur leiden alle Tiere in der Wollindustrie – und auch grausame Standardprozeduren wie das Abschneiden der Schwanzwirbel oder die betäubungslose Kastration werden den Tieren in keinem Land erspart.

Schaf in einer Schafherde

Wie sieht es mit Wolle aus der Schweiz aus?

In der Schweiz leben rund 350‘000 Schafe, die hauptsächlich für die Fleisch- und Milchproduktion gezüchtet und getötet werden. Daher gibt es auch fast keine Textilien aus Schweizer Wolle. Die Schweizer Wollproduktion rentiert sich nicht, sodass die Wolle heimischer Schafen immer öfter direkt auf dem Müll landet – denn die Schur kostet mehr als der Wollertrag.

Zusätzlich ist Schweizer Wolle oftmals zu grob und kratzig und deshalb für Bekleidung ungeeignet. Rund die Hälfte der Wolle wird entsorgt oder verbrannt, die andere Hälfte für Gebäudedämmung, Matratzenvliese und Teppiche verwendet. [23, 24]

Was ist mit den traditionellen Arbeitsplätzen im Zusammenhang mit tierischer Wolle?

Tradition oder Erhalt von Arbeitsplätzen darf niemals eine Entschuldigung für Grausamkeit sein. Die Tatsache, dass die Wollproduktion den Scherern aktuell ein Einkommen sichert, ist keine Rechtfertigung für die Modeindustrie, sich nicht weiterzuentwickeln. Schliesslich ist es auch kein gutes Argument, den Menschen zu sagen, sie sollten weiter rauchen, nur damit die Tabakfarmer weiter Tabak anbauen können. Niemand sollte dafür bezahlt werden, Tiere zu quälen. Die steigende Nachfrage nach tierfreundlichen Materialien wird die Produktion tierfreier Materialien immer weiter ankurbeln und es Arbeitern der Wollindustrie so ermöglichen, in neuen Branchen Arbeit zu finden.

In den vergangenen Jahren hat sich der Missbrauch von Drogen und Alkohol während der Arbeitszeit unter Scherern zudem zu einem der grössten Probleme der australischen Wollindustrie entwickelt. Denn die Schur von Schafen macht Scherern schwer zu schaffen. Laut Recherchen gehört das Schafscheren zu den riskantesten Berufen in Australien; das Risiko für Scherer ist sechsmal höher als das durchschnittlicher Arbeitnehmer. Die Sicherheitsmassnahmen auf vielen Wollfarmen sind katastrophal und die Schafscherer stehen unter extrem hohem Stress und Zeitdruck. Dies führt dazu, dass der Missbrauch von Alkohol und Drogen zu einem immer grösseren Problem wird. Der Drogeneinfluss gefährdet ihre Gesundheit, senkt die Sorgfalt der Scherer und gefährdet somit die Gesundheit der Schafe weiter. [25]

Scherer tritt nach Schaf

Was Sie tun können

Helfen Sie, das Tierleid zu beenden: Kaufen Sie keine Wolle, sondern entscheiden Sie sich für vegane Mode. Die meisten Bekleidungsgeschäfte bieten heute eine Vielzahl an wollfreien Erzeugnissen an. Klassische Stoffe wie Baumwolle, Leinen und innovative Materialien wie atmungsaktives Tencel, pflegeleichtes Polyestervlies oder Sojaseide sind nur eine kleine Auswahl des breiten Angebots. Materialien wie Bio-Baumwolle, Modal, Hanf oder Polyestervlies halten uns genauso warm, sind pflegeleicht und auch für Strickfreunde eine ausgezeichnete Alternative. 

Prüfen Sie beim Einkauf in Modegeschäften und Strickwarenläden die Etiketten und entscheiden Sie sich für tierfreundliche Materialien. Fragen Sie zudem regelmässig bei Herstellern und Händlern aktiv nach diesen Produkten. Auch im Onlinehandel finden Sie eine Fülle an Kleidung aus tierfreundlichen Materialen wie Tencel, Modal, Bio-Baumwolle und mehr.