«Vegane Ernährung, ist das nicht total unnatürlich?» Vegan lebende Menschen begegnen oft den gleichen «Argumenten» gegen ihre Lebensweise. Wir von PETA Schweiz haben uns die 20 häufigsten mal angesehen.
1. «Tiere töten andere Tiere, um sich zu ernähren. Warum sollten wir das nicht tun?»
Die meisten Tiere, die andere Tiere töten, um sich zu ernähren, können nicht anders überleben. Beim Menschen trifft dies jedoch nicht zu, denn er ist nicht als Carnivore geboren. Ein Vergleich der Anatomie zwischen Fleischfressern und Menschen zeigt wesentliche Unterschiede auf: Unsere Eckzähne sind zum Zerkleinern und Kauen gedacht – die von echten Fleischfressern zum Reissen und Zerfleischen. Auch haben wir keine scharfen Krallen, um Beutetiere zu jagen. Raubtiere sind nicht wählerisch, welchen Teil eines Tieres sie essen. Sie müssen sich nicht vergewissern, dass das Fleisch durchgegart ist. Zudem bezahlen sie nicht andere dafür, Tiere für ihren Konsum zu töten, weil die meisten dies selbst nicht tun könnten. Wir essen Tiere aus Bequemlichkeit und Ignoranz – nicht weil wir es müssen. Tierische Produkte bergen sogar ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Viele Tiere, darunter einige der stärksten überhaupt, ernähren sich rein pflanzlich. Wir sollten uns bei der Wahl unserer Nahrungsmittel daher eher an ihnen orientieren, nicht an Fleischfressern.
2. «Bei Bildern aus der «Massentierhaltung» handelt es sich doch nur um Extremfälle.»
In der Schweiz leben über 87 Prozent der Rinder, 95 Prozent der Schafe und 96 Prozent der Schweine in der sogenannten Massentierhaltung. [1] 100 Prozent von ihnen enden jedoch im Schlachthaus – egal, aus welchem Betrieb sie stammen. «Massentierhaltung» und die damit verbundenen Qualen sind somit Standard in der Schweiz.
3. «Es reicht doch, nur Bio-Fleisch zu essen.»
In der biologischen Landwirtschaft führen Tiere kein besseres Leben – auch wenn sie vielleicht einige Quadratzentimeter mehr Platz haben, ihre Futtermittel nicht gentechnisch verändert sind oder sie keine Antibiotika erhalten. Und selbst wenn es ein besseres Leben wäre, so würde das dennoch keine Rechtfertigung darstellen, sie für den menschlichen Konsum zu töten.
Das Konzept der biologischen Tierwirtschaft wirkt beruhigend auf das Gewissen von Verbrauchern und vermittelt die falsche Vorstellung, es gäbe eine ethisch korrekte Möglichkeit, ein Tier auszubeuten und zu töten. Auch in der Bio-Industrie steht nicht das Tierwohl im Vordergrund, sondern der Profit und somit die Qualzucht. Tiere werden zur Ware degradiert und nach ihrem wirtschaftlichen Wert behandelt. Auch in der Bio-Industrie gelten die grausamen Standards der «Massentierhaltung», in der männliche Küken vergast und männliche Kälber getötet werden, weil sie wirtschaftlich nicht rentabel sind. Das ist die schreckliche Realität der Tiere, die für den menschlichen Konsum gezüchtet und getötet werden. Zudem werden auch Tiere von Bio-Höfen nicht gewaltfrei oder «human» getötet – denn das ist schlichtweg nicht möglich, sondern stellt einen Widerspruch in sich dar. Auch sogenannte Bio-Tiere leiden auf qualvollen Transporten zum Schlachthof und werden gewaltsam getötet – teilweise bei Bewusstsein.
4. «Kühe produzieren so oder so Milch, und Hühner legen sowieso Eier.»
Kühe produzieren Milch aus demselben Grund wie der Mensch: als Nahrung für ihre Neugeborenen. Jedoch werden Kälber in Milchbetrieben meist umgehend oder kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Sie werden mit Milchersatz ernährt, damit die von der Natur für sie vorgesehene Muttermilch für den menschlichen Verzehr verkauft werden kann. Bereits im Alter von etwas über einem Jahr werden weibliche Kühe erstmals künstlich befruchtet. Nach der Geburt des Kalbes produzieren sie etwa zehn Monate lang Milch in einer Menge, die für den Landwirt rentabel ist. Deshalb werden sie jedes Jahr erneut befruchtet, und der grausame Prozess beginnt von vorne.
Das Leben von Kühen in Milchbetrieben ist entbehrungsreich und geprägt von beengten Verhältnissen, unnatürlich hohen Milchmengen, schmerzhaften Euter-Erkrankungen und häufiger Lahmheit. Dieser immense Stress führt dazu, dass viele Kühe bereits im Alter von vier oder fünf Jahren für die Milchwirtschaft wertlos sind und getötet werden – während die natürliche Lebenserwartung einer Kuh etwa 20 Jahre beträgt.
Auch die Eierindustrie ist verantwortlich für unermessliches Tierleid, denn sie macht sich die natürliche Fähigkeit des Eierlegens von Hühnern zunutze. Hühner legen von Natur aus Eier, um sich fortzupflanzen – die wild lebende Stammform des «Haushuhn» legt zu diesem Zweck rund 20 bis 30 Eier im Jahr.
In der Eierindustrie hingegen wurde den Tieren eine «Legeleistung» von über 300 Eiern im Jahr angezüchtet, was für die Hühner mit grossen körperlichen Problemen einhergeht und nichts mit Natürlichkeit zu tun hat. Hennen können ihre Kinder weder ausbrüten noch liebevoll umsorgen. Sie leiden unter Abmagerung, gebrochenen und deformierten Knochen und entzündeten Legeorganen. Nach etwa 1,5 Jahren sind ihre Körper ausgemergelt und sie werden getötet – die natürliche Lebenserwartung der ursprünglichen Hühnerrasse hingegen beträgt bis zu zehn Jahre.
5. «Ich mag den Geschmack und könnte ihn nicht aufgeben.»
Die meisten von uns sind mit tierischen Produkten wie Fleisch und Käse aufgewachsen. Als Veganer muss man diese Nahrungsmittel nicht aufgeben, denn es gibt heutzutage praktisch für alles eine vegane Alternative – und das ganz ohne Tierquälerei! Viele Veganer haben selbst jahrelang Fleisch gegessen und mochten den Geschmack. Aber dann haben sie eingesehen, dass es Dinge gibt, wie etwa das Leben eines Individuums, die wichtiger sind als ein kurzweiliger Genuss. Es gibt eine Fülle an leckeren veganen Gerichten – mit und ohne Fleisch- oder Milchalternativen. Vegan lebende Menschen müssen heutzutage keinerlei geschmackliche Einbussen hinnehmen, sondern können in eine köstliche Geschmackswelt eintauchen.
6. «Der Mensch hat schon immer Fleisch gegessen.»
Die Art und Weise, wie Tiere für die Herstellung von tierischen Produkten gehalten und getötet werden, ist in keiner Weise mit früher vergleichbar. Die Tiere werden masslos und mit vorprogrammierten gesundheitlichen Problemen überzüchtet, in überfüllte, dreckige Ställe gesperrt, die wahre Brutstätten für potenziell tödliche Keime darstellen, und weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet. Nur weil wir Tiere töten können, bedeutet das nicht, dass wir dies auch tun sollten. Zudem bezahlen wir andere Menschen dafür, Tiere zu töten, da wir es selbst nicht tun könnten. Nur weil etwas Tradition hat, ist es noch lange nicht richtig. Frauen hatten über Jahrtausende praktisch keine Rechte und Sklaverei war gängig. So wie jeder von uns sich dazu entscheiden kann, sich für andere Menschen oder die Umwelt einzusetzen, so können wir auch Mitgefühl gegenüber Tieren zeigen – einfach, indem wir Tiere nicht mehr essen.
7. «Die Urmenschen konnten sich nur entwickeln, weil sie Fleisch gegessen haben.»
Die menschliche Evolution hängt massgeblich mit dem Speichel des Menschen zusammen. Wir können beispielsweise stärkehaltige Knollen nur verdauen, weil wir mehr Amylase bilden können als unsere Vorfahren. Bei der Amylase handelt es sich um ein stärkespaltendes Enzym, das im Speichel und im Bauchspeicheldrüsensekret vorkommt. Diese verbesserte Stärkeverdauung in Verbindung mit der Erfindung des Kochens war ausschlaggebend für das starke Wachstum des Gehirns und hat zur schnellen geografischen Ausbreitung des Menschen beigetragen. Jagd und Fleischkonsum waren demnach für die Evolution des Homo Sapiens weitaus weniger wichtig als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommen unter anderem Nathaniel Dominy von der University of California in Santa Cruz im US-Bundesstaat Kalifornien und Kollegen der Fachzeitschrift «Nature Genetics». Die Wissenschaftler betonen, dass die Fleischbeschaffung durch die Jagd nur einen kleinen Teil des gesamten Nahrungsbedarfs gedeckt hat. Die Jagd alleine war sehr energieaufwändig, und nur eine geringe Anzahl an Beutezügen war erfolgreich. Die Fähigkeit, stärkehaltige Pflanzen zu verdauen, die mit dem Gebrauch des Feuers für die Nahrungszubereitung zusätzlich verbessert wurde, sei für das Gehirnwachstum und die weitere Evolution des Menschen wesentlich wichtiger gewesen, sagen die Forscher. [2, 3] Zudem ist es in der heutigen Zeit absolut nicht notwendig, Tiere zu essen – der Verzehr kann vielmehr gesundheitliche Risiken bergen.
8. «Wenn wir die Tiere nicht essen, übernehmen sie irgendwann die Macht und essen UNS!»
Wer eine solche Behauptung aufstellt, hat unser Wirtschaftssystem nicht verstanden. Der Markt wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Das bedeutet: Je weniger Menschen Fleisch essen, desto weniger Tiere werden im Endeffekt getötet, um auf dem Teller zu landen. Somit wird es keine wild gewordenen Horden von Kühen oder Schweinen geben, die die Welt erobern. Diese Tiere würden schlichtweg nicht mehr gezüchtet werden. Zudem ist es durch die genetischen Veränderungen der «Nutztiere», die mit extremem Leid verbunden sind, sehr unwahrscheinlich, dass diese Tiere in der Wildnis alleine überleben könnten.
9. «Werden Tiere nicht aussterben, wenn sie nicht mehr für den Konsum gezüchtet werden?»
Die Tiere, die wir für den menschlichen Konsum ausbeuten, sind keine natürlichen Tiere im eigentlichen Sinn. Sie wurden alle domestiziert, selektiv gezüchtet und genetisch dahingehend manipuliert, möglichst hohe Profite zu erzielen. Milchkühe beispielsweise wurden züchterisch so verändert, dass sie bis zu sechsmal mehr Milch produzieren als von Natur aus. Hühner wurden gezielt so gezüchtet, dass sie heute bis zu 300 Eier im Jahr legen – im Gegensatz zu ihren Vorfahren mit 20 bis 30 Eiern.
Angesichts des zuchtbedingt unnatürlichen Zustands und der vorprogrammierten Erkrankungen ist das Leben für die heutigen Tiere vom ersten bis zum letzten Tag nichts als Qual. Daher sollten «Nutztiere» künftig nicht mehr gezüchtet werden. Die derzeit lebenden Tiere haben es verdient, auf Lebenshöfen unterzukommen, wo sie ein artgerechtes Leben führen können und nicht länger zu menschlichen Zwecken genutzt werden. Gesunde, wild lebende Tierarten sollten erhalten werden und die natürliche Artenvielfalt unserer Ökosysteme bereichern. Würden keine Nutztiere» mehr gehalten werden, könnten viele natürliche Wildtiere in ihre Lebensräume zurückkehren, da nicht länger grosse Flächen für Tierhaltung und Futtermittelanbau benötigt und Grossteile der Regenwälder dafür gerodet würden. Auch würde die Jagd auf einheimische Wildtiere zurückgehen, denn die Tiere werden angeblich zum Schutz von Herden getötet. Darüber hinaus ist die Tierwirtschaft auch eine der Hauptursachen für das massive Artensterben. Wer sich also wegen des Aussterbens von Tieren besorgt ist, der sollte vegan leben.
10. «Vegane Ernährung verursacht zwangsläufig Mangelerscheinungen.»
Immer wieder ist zu hören, dass eine vegane Ernährung typischerweise zu Mangelerscheinungen führt – doch das ist bei einer ausgewogenen veganen Ernährung nicht zu erwarten. Die weltgrösste Ernährungsgesellschaft, die amerikanische «Academy of Nutrition and Dietetics» (AND), stellte in ihrem Positionspapier schon 2016 fest, dass eine «gut geplante vegane Ernährung gesund, bedarfsdeckend und für alle Phasen des Lebens geeignet ist». [4] Einzig für Vitamin B12 gibt es keine sicheren pflanzlichen Quellen. Trotzdem können wir die Tiere leben lassen, indem wir das Vitamin ganz einfach als Präparat zu uns nehmen. Viele wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine ausgewogene und abwechslungsreiche vegane Kost sogar vor verschiedenen chronischen Erkrankungen schützen kann. Tierische Produkte hingegen werden mit einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Osteoporose [5], Herz-Kreislauf-Erkrankungen [6], Diabetes [7, 8] und Krebs. [9, 10, 11, 12]
Einige der grössten und stärksten Landtiere der Welt sind Pflanzenfresser und sehen augenscheinlich nicht so aus, als würden sie beispielsweise an einem Proteinmangel leiden. Zahlreiche pflanzenbasierte Sportler wie Venus und Serena Williams, Novak Djokovic, Patrick Baboumian, Lewis Hamilton und Lionel Messi beweisen zudem, dass sich optimale Gesundheit und Höchstleistung auch mit veganer Ernährung problemlos erreichen lassen.
11. «Milch ist wichtig für die Stabilität von Knochen.»
Ob wir starke Knochen oder ein Osteoporoserisiko haben, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Knochengesundheit beruht nicht nur auf der Kalziumzufuhr, denn neben Kalzium sind auch Vitamin D, Magnesium, Vitamin C, Eisen und viele weitere Nährstoffe wichtig. Obgleich in Industrieländern viel Kalzium aufgenommen wird, ist genau hier die Frakturhäufigkeit (ein Zeichen für Osteoporose) im weltweiten Vergleich am höchsten. In vielen sogenannten Entwicklungsländern hingegen, wo wesentlich weniger Kalzium konsumiert wird, erkranken die Menschen seltener an Osteoporose. [13]
Es ist nicht die Milch, die, bezogen auf den beeinflussbaren Lebensstil, die Knochen stark macht, sondern Vitamin D, Bewegung, ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse, Kalzium und ausreichend Protein. Es gibt also keinen Grund, die grausame Milchindustrie zu unterstützen.
12. «Tierische Produkte zu essen, ist meine persönliche Entscheidung.»
Man kann sich aktiv dafür entscheiden, ob man ausgebeutete und getötete Tiere isst oder nicht. Doch ist das eine persönliche Entscheidung? Nicht, wenn jemand dadurch verletzt oder gar getötet wird. Mit dieser Logik wäre es theoretisch moralisch vertretbar, einen Hund zu schlagen oder eine Katze zu treten, da es eine persönliche Entscheidung ist, dies zu tun.
Meist distanzieren sich die Menschen bei diesem Argument von der Realität, dass tierische Produkte einst Lebewesen waren, die für den menschlichen Konsum ausgebeutet und getötet wurden. Mit einer veganen Ernährung treten wir nicht nur für unsere eigene Meinung ein, sondern auch für mehr als 76 Millionen Landtiere, die alleine in der Schweiz jedes Jahr getötet werden (Wasserbewohner noch nicht eingerechnet) [14]. Daneben fördern wir mit einer veganen Lebensweise unsere eigene Gesundheit und die der Gesamtbevölkerung, schützen die Umwelt und unterstützten nicht zuletzt auch Schlachthofmitarbeiter, die ebenfalls Opfer des ausbeuterischen Systems sind.
13. «Man sollte sich stattdessen für Menschen einsetzen.»
Es gibt auf der Welt sehr ernst zu nehmende Probleme – und dazu gehören auch Tierquälerei und Speziesismus. Wir sollten versuchen, Leid zu verhindern, wo immer wir können. Tieren zu helfen, ist nicht mehr und nicht weniger wichtig, als Menschen zu helfen. Natürlich müssen die Probleme der Welt dringend behoben werden – jedoch nicht, indem man sie gegeneinander ausspielt und zur Lösung eines Problems ein anderes abwertet.
Oftmals besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Elend von Tieren und dem Leid von Menschen. Durch unseren Konsum von tierischen Produkten beispielsweise fördern wir den Welthunger weiter, denn 83 Prozent der weltweiten Anbauflächen werden für die Tierwirtschaft genutzt. Dabei werden allerdings nur 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent der Proteine erzeugt. 75 Prozent der Sojabohnen werden zur Ernährung sogenannter Nutztiere genutzt, um Fleisch und andere tierische Produkte zu «produzieren» – anstatt damit direkt Menschen zu ernähren. [15, 16]
Auch indigene Völker im Amazonasgebiet leiden unter der Tierwirtschaft. Ihre Gemeinschaften werden entwurzelt und zerstört, denn immer mehr Regenwaldflächen werden für den Anbau von Futtermitteln abgeholzt.
Und auch Schlachthöfe verursachen nicht nur immenses Leid für Tiere, sondern auch für die beschäftigten Menschen. Schlachthofmitarbeiter leiden unter prekären Arbeitsbedingungen und traumatisierenden Bildern, was oftmals mit einem erhöhten Drogen- und Alkoholmissbrauch, Depressionen und Angstzuständen in Verbindung steht.
Der Einsatz für Menschen und Tiere steht nicht im Widerspruch zueinander. Es ist problemlos möglich, vegan zu leben und auch für Menschenrechte einzustehen, beispielsweise durch Mitarbeit in einem Obdachlosenheim. Wer keine tierischen Produkte konsumiert, trägt nicht länger zur Tierausbeutung bei, profitiert von gesundheitlichen Vorteilen und fördert den Schutz von Umwelt und Arbeitern. Wer sich also gegen Gewalt und für die Rechte von Lebewesen einsetzt, der sollte sich vegan ernähren.
14. «Aber Pflanzen haben doch auch Gefühle.»
Schmerzen sind Empfindungen, die ein Bewusstsein im physiologischen Sinn voraussetzen. Vor diesem Hintergrund können Pflanzen keine Schmerzen empfinden, denn sie besitzen weder ein zentrales Nervensystem noch ein Gehirn oder damit vergleichbare Systeme, die für Fähigkeiten wie die Entstehung eines Schmerzgefühls verantwortlich sein könnten. Es gibt für Pflanzen als stationär gebundene Organismen zudem keine evolutionäre Notwendigkeit für ein Schmerzgefühl. Natürlich haben auch Pflanzen Strategien, um auf Verletzungen zu reagieren, jedoch ist dies nicht mit der Empfindungsfähigkeit von Tieren vergleichbar. [17]
Ein weiterer Aspekt ist der hohe Einsatz von Pflanzen für die Herstellung tierischer Produkte. Um 1 Kilogramm Fleisch zu erzeugen, sind rund 7 Kilogramm Getreide erforderlich. [18] Die Erzeugung tierischer Produkte verbraucht also weitaus mehr Pflanzen als die Herstellung veganer Lebensmittel. Zudem macht die Welternährungsorganisation FAO die Umwandlung in Weideland für 80 Prozent der Verluste der Amazonasregion verantwortlich. Dies bedeutet, dass für den Konsum tierischer Produkte Millionen von Bäumen abgeholzt werden – auch für die Schweizer Tierwirtschaft. [19]
Mit einer veganen Ernährung verhindern wir nicht nur immenses Tierleid, sondern reduzieren auch die Unmenge an Pflanzen zur Erzeugung unserer Nahrung. Während bei der omnivoren Ernährung erst grosse Mengen an pflanzlicher Nahrung für sogenannte Nutztiere eingesetzt werden, stehen diese pflanzlichen Nahrungsmittel uns bei der veganen Ernährung direkt zur Verfügung – eine wahre Win-win-Situation.
15. «Die Tiere sind doch eh schon tot.»
Bis ihre toten Körperteile auf unseren Tellern liegen, erleiden sogenannte Nutztiere unendliche Qualen: in den Agraranlagen, in denen sie in hoher Zahl und auf engstem Raum zusammengepfercht werden und in ihren eigenen Exkrementen leben müssen; und im Schlachthaus, in dem ihnen teilweise noch bei Bewusstsein die Kehle aufgeschlitzt wird. Tiere empfinden Schmerzen – genau wie wir! Sie erleiden all diese Qualen nur, damit Menschen Fleisch, Fischfleisch, Milch und Eier konsumieren können.
16. «Wenn du sonst verhungern müsstest, würdest du Fleisch essen?»
Das Szenario auf der einsamen Insel ist eines der gängigsten Argumente gegen das vegane Leben. Ganz gleich, wie man sich ernährt: Wenn jemand auf einer einsamen Insel strandet, dann würde er bei der Suche nach Essbarem sicherlich zuerst nach Obst und Gemüse Ausschau halten, und nicht nach einem Tier. Menschen können extreme Dinge tun, um zu überleben: So gibt es beispielsweise dokumentierte Fälle, in denen sich Menschen gegenseitig gegessen haben. Dieses Beispiel ist jedoch für die Entscheidungen, die wir im täglichen Leben treffen, nicht relevant. Wir sitzen nicht auf einer einsamen Insel fest und sind daher nicht gezwungen, ein Tier aus der Not heraus zu töten. Vielmehr leben wir in einer Gesellschaft, in der wir von einer Fülle an veganen Lebensmitteln umgeben sind.
17. «Aber was passiert dann mit den Landwirten?»
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob das Leben von Tieren und der Erhalt unserer Erde wichtiger sind als Geld und Profit. Doch die beiden Faktoren schliessen sich nicht aus, sondern lassen sich miteinander verbinden. Dies ist möglich durch die Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung zu Lebenshöfen und die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln mittels bio-veganer Landwirtschaft.
Immer mehr Landwirte steigen aus der Tierwirtschaft aus und gehen diesem Konzept nach – auch in der Schweiz. Natürlich besteht seitens der Politik dringender Handlungsbedarf, um diese Umstellung zu unterstützen, beispielsweise durch Steuersubventionen, die momentan noch verstärkt in die Tierwirtschaft fliessen und das grausame Geschäft somit ankurbeln. Würden diese Subventionen stattdessen der bio-veganen Landwirtschaft zugutekommen, würden Landwirte vermehrt auf eine solche Produktion umstellen.
Es mag einige landwirtschaftliche Tierhalter geben, die tatsächlich nicht auf die Produktion von Pflanzen umsteigen können, da ihr Land für den Ackerbau nicht geeignet ist. Auch wenn diese Betriebe ihre Tätigkeit aufgeben müssten, ist dies vor dem Hintergrund zu betrachten, dass der Erhalt von Arbeitsplätzen keine moralische Rechtfertigung für die Ausbeutung von Tieren und Umwelt darstellt.
Die globale Umstellung weg von der Tierwirtschaft und hin zu einer bio-veganen Landwirtschaft wird schrittweise erfolgen. Dies bietet Landwirten die nötige Zeit und Möglichkeit, zu Erwerbsbereichen zu wechseln, die tier- und umweltfreundlicher sind.
Das genannte Argument des Erhalts von Arbeitsplätzen berücksichtigt auch Schlachthofarbeiter nicht, die meist unter ihrer Arbeit leiden und in der Regel aus der Not heraus in dieser Branche tätig sind, nicht weil sie es wollen. Die globale Umstellung auf eine bio-vegane Landwirtschaft ist für Tiere, Menschen und die Umwelt dringend anzustreben.
18. «Der Sojaanbau für vegane Produkte zerstört die Umwelt.»
Es ist weithin bekannt, dass der Sojaanbau die Regenwaldzerstörung massiv ankurbelt – und zwar für die Tierwirtschaft. 75 Prozent der angebauten Sojabohnen sind für sogenannte Nutztiere bestimmt, nicht – wie gerne behauptet – für den menschlichen Konsum, beispielsweise in Form von Tofu [16]. Sojabohnen für die Herstellung von Tofu werden meist in Europa oder Nordamerika angebaut. Die Schweiz importiert 86 Prozent des Rohproteins für Tiernahrung aus dem Ausland, 68 Prozent davon ist Soja. [20] Die Feldfrucht ist bei Landwirten sehr beliebt, da sie eine perfekte Proteinquelle darstellt.
Wer den Regenwald schützen will, ernährt sich vegan.
19. «Vegan ist teuer.»
Ein Blick auf den Preis von pflanzlichen Alternativen verleitet viele Mischköstler zu der irrtümlichen Auffassung, die vegane Ernährung sei teuer. Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Vielmehr können tierische Produkte nur preiswerter angeboten werden, weil die Tierwirtschaft mit massiven Subventionen gefördert wird. Mit steigender Nachfrage nach veganen Produkten werden jedoch auch die pflanzlichen Alternativen nach und nach immer günstiger werden.
Pflanzliche Alternativen kommen bei vegan lebenden Menschen ohnehin eher selten auf den Tisch, denn die vegane Küche hat so viel mehr zu bieten. Wer regionale und saisonale pflanzliche Grundnahrungsmittel einkauft, kann sogar viel Geld sparen. Gemüse, Früchte, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot, Linsen, Bohnen, Nüsse und Samen gehören zu den günstigsten Lebensmitteln überhaupt.
Die meisten Fleischesser behaupten ohnehin, dass sie nur sehr wenig, und wenn, dann ausschliesslich Bio-Fleisch essen. Daher sind sie Kilopreise zwischen 30 und 80 Franken ja durchaus gewohnt und das Argument greift sowieso nicht.
20. «Eine Person kann sowieso nichts verändern.»
Natürlich kann eine einzelne Person einen Unterschied machen! Manchmal braucht es nur eine Person, um unzählige Menschen zum Umdenken und Handeln zu inspirieren, wie beispielsweise Rosa Parks oder Martin Luther King. Jede Bewegung besteht aus Einzelpersonen, die zusammen eine Veränderung bewirken können. Wenn alle Menschen in der Vergangenheit die Einstellung vertreten hätten, dass ein Einzelner keinen Unterschied machen könne, dann gäbe es bis heute Sklaverei. Auch das Frauenstimmrecht wäre nie eingeführt worden. Nur weil Einzelne, die damals die Minderheit ausmachten, ihre Ansichten verteidigten und sich gegen diese Ungerechtigkeiten aussprachen, konnte der heute vorhandene Fortschritt erzielt werden. Es liegt nun an uns, das Gleiche zu tun, um die Tiere, die Erde und uns als Menschheit zu retten.
Unabhängig davon, was andere tun: Jeder von uns ist für seine Handlungen verantwortlich. Wir sollten uns damit auseinandersetzen und prüfen, ob und wie wir unseren Lebensstil verändern können. Auch wenn jeder Einzelne solche Veränderungen nur im eigenen Leben vornehmen und sich für ethisch korrektes Handeln entscheiden kann, sollte uns das nicht davon abhalten, mit gutem Beispiel voranzugehen und andere zu motivieren, unserem Beispiel zu folgen.
Jedes einzelne Tierleben, das nicht wegen eines kurzen Geschmackserlebnisses ausgelöscht wird, zählt und macht einen grossen Unterschied. Jedes dieser Tiere hängt genauso an seinem Leben wie wir an unserem. Auch wenn es in Ihrem Umfeld Menschen geben sollte, die der veganen Lebensweise kritisch gegenüberstehen, so ist dies kein Grund, den Kreislauf von Ausbeutung und Tod weiter zu unterstützen.
Unser Wirtschaftssystem basiert auf dem Konzept von Angebot und Nachfrage. Mit jedem Kauf eines veganen Produktes steigern wir die Nachfrage nach pflanzlichen Nahrungsmitteln. Je mehr Menschen vegane Alternativen kaufen, desto mehr vegane Produkte werden erzeugt und angeboten. Diese Entwicklung ist seit einigen Jahren deutlich erkennbar, beispielsweise an der Vielzahl an leckeren veganen Käsesorten und Fleischalternativen in Supermärkten oder Restaurants. Die vegane Bewegung wächst exponentiell, weil Millionen Menschen weltweit ihr eigenes Handeln überdenken und vegan werden.
Das kostenlose Veganstart-Programm
Es gibt keine guten Argumente, die gegen eine vegane Ernährung sprechen. Lassen Sie sich deshalb nicht entmutigen, sondern inspirieren Sie vielmehr andere zum veganen Leben – für die Tiere, die Menschen und die Umwelt. Unser kostenloses Veganstart-Programm unterstützt Sie beim mühelosen Einstieg in eine tierfreundliche Lebensweise.
-
QUELLEN
[1] Bio Aktuell: Biofleisch, https://www.bioaktuell.ch/markt/biomarkt/markt-biofleisch-allgemein.html, (eingesehen am 20.04.2021)
[2] UC Santa Cruz: We Are What They Ate, https://news.ucsc.edu/2007/10/1631.html, (eingesehen am 20.04.2021)
[3] Youtube: Nathaniel Dominy PhD. and the True Human Diet, https://www.youtube.com/watch?v=h0PF5R0ywp4, (eingesehen am 20.04.2021)
[4] Melina, V., Craig, W. & Levin, S. (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 20.04.2021)
[5] Feskanich, Willett, Stampfer & Colditz (1997): Milk, dietary calcium, and bone fractures in women: a 12-year prospective study. American Journal of Public Health, https://ajph.aphapublications.org/doi/10.2105/ajph.87.6.992?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub++0pubmed&, (eingesehen am 20.04.2021)
[6] Iqbal et al. (2021): Associations of unprocessed and processed meat intake with mortality and cardiovascular disease in 21 countries [Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE) Study]: a prospective cohort study. The American Journal of Clinical Nutrition, https://doi.org/10.1093/ajcn/nqaa448, (eingesehen am 20.04.2021)
[7] Vang, Singh, Lee, Haddad & Brinegar (2008): Meats, Processed Meats, Obesity, Weight Gain and Occurrence of Diabetes among Adults: Findings from Adventist Health Studies. Annals of Nutrition and Metabolism, https://www.karger.com/Article/Abstract/121365, (eingesehen am 20.04.2021)
[8] Song, Manson, Buring & Liu (2004): A Prospective Study of Red Meat Consumption and Type 2 Diabetes in Middle-Aged and Elderly Women. Diabetes Care, https://care.diabetesjournals.org/content/27/9/2108.long, (eingesehen am 20.04.2021)
[9] Knuppel, Papier, Appleby, et al. (2020): Meat intake and cancer risk: prospective analyses in UK biobank. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/article/49/5/1540/5894731, (eingesehen am 20.04.2021)
[10] Farvid, Stern, Norat, et al. (2018): Consumption of red and processed meat and breast cancer incidence: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. International Journal of Cancer, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ijc.31848, (eingesehen am 20.04.2021)
[11] Fraser, Jaceldo-Siegl, Orlich, Mashchak, Sirirat & Knutsen (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 20.04.2021)
[12] Shin, Millstine, Ruddy, Wallace & Fields (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk. The Journal of the American Osteopathic Association, https://jaoa.org/article.aspx?articleid=2753613, (eingesehen am 20.04.2021)
[13] Leitzmann, C /Keller, M (2013): Vegetarische Ernährung (3. aktualisierte Auflage). Stuttgart: Ulmer
[14] Proviande: Der Fleischmarkt im Überblick 2019, https://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/Der%20Fleischmarkt%20im%20%C3%9Cberblick%20-%20Aktuelle%20Ausgabe.pdf, (eingesehen am 20.04.2021)
[15] Poore, J./Nemecek, T.: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987, (eingesehen am 20.04.2021)
[16] Brack, D. et al.: Agricultural Commodity Supply Chains, https://www.chathamhouse.org/sites/default/files/publications/research/2016-01-28-agricultural-commodities-brack-glover-wellesley.pdf, (eingesehen am 20.04.2021)
[17] Forschung und Wissen: Können Pflanzen Schmerzen empfinden? https://www.forschung-und-wissen.de/magazin/koennen-pflanzen-schmerzen-empfinden-13371960, (eingesehen am 20.04.2021)
[18] Albert Schweizer Stiftung: Das steckt hinter einem Kilogramm Rindfleisch, https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch, (eingesehen am 20.04.2021)
[19] Der Tagesspiegel: Die G7 ringen um die Rettung des Regenwalds. https://www.tagesspiegel.de/politik/problem-von-globaler-verantwortung-die-g7-ringen-um-die-rettung-des-regenwalds/24940252.html#:~:text=Die%20Weltern%C3%A4hrungsorganisation%20FAO%20macht%20die,der%20gr%C3%B6%C3%9Fte%20Fleischexporteur%20der%20Welt, (eingesehen am 20.04.2021)
[20] Soja Netzwerk Schweiz: Wunderpflanze Soja, https://www.sojanetzwerk.ch/fileadmin/user_upload/Downloads/soja-factsheet-de_170829_01.pdf, (eingesehen am 20.04.2021)