Als „Kaschmir“ wird die Unterwolle von sogenannten Kaschmirziegen bezeichnet, die in der Wollindustrie zu «luxuriösen» Produkten wie hochpreisigen Pullovern oder Schals verarbeitet wird. Auch im Fast-Fashion-Bereich wird Kaschmir mittlerweile vermehrt eingesetzt.
Was viele Verbraucher:innen jedoch nicht wissen, ist die traurige Tatsache, dass Kaschmirwolle auf Tierquälerei beruht. PETA Asien hat Recherchen aus der Kaschmirindustrie in China und der Mongolei veröffentlicht, die zu den weltweit grössten Produzenten und Exportländern von Kaschmir gehören. Die Aufnahmen zeigen, dass Kaschmirziegen bei der Schur unvorstellbare Qualen erleiden, denn die Unterwolle wird gewaltsam abgeschnitten oder aus der Haut der Tiere gerissen.
Ziegen leiden für die Produktion von Kaschmirwolle
China und die Mongolei produzieren rund 90 Prozent des weltweit gehandelten Kaschmirs. Allein in China werden über 100 Millionen der schätzungsweise 700 Millionen weltweiten Kaschmirziegen gehalten. Da es in diesen Ländern keine greifenden Tierschutzgesetze gibt, sind die Ziegen der qualvollen Schur schutzlos ausgeliefert. [1] Hierbei werden die Haare der Ziegen mit Messern abgeschnitten oder mit scharfen Kämmen ausgerissen – viele Tiere schreien dabei vor Schmerzen. Erleiden sie bei der Schur blutige Wunden, erhalten sie meist weder Schmerzmittel noch eine sonstige medizinische Versorgung.
Viele Kaschmirziegen leben in hochgelegenen Regionen, in denen teilweise Extremtemperaturen von mehreren Minusgraden herrschen. Die empfindlichen Tiere schützen sich mit ihrer dichten Unterwolle vor der Kälte. Werden sie geschoren, sterben viele von ihnen nach der Schur an Unterkühlung – insbesondere bei überraschenden Kältewellen. In Ländern wie der Mongolei mit einer nomadischen Bevölkerung mangelt es zudem an erforderlichen Massnahmen wie etwa angemessenen Unterständen, in denen die Tiere nach der Schur vor Wind und Wetter geschützt sind.
«Wertlose» Ziegen werden getötet und an die Fleischindustrie verkauft
Sobald die Ziegen weniger Wolle produzieren, werden sie direkt vor Ort getötet oder zum Schlachthof transportiert. Dort wird ihnen die Kehle durchgeschnitten, und die Tiere verbluten langsam und qualvoll – oftmals bei vollem Bewusstsein. Teilweise versuchen Arbeiter:innen, sie mit brutalen Hammerschlägen auf den Kopf zu betäuben – auch vor den Augen ihrer Artgenossen. Der Todeskampf der Ziegen kann mehrere Minuten dauern. Um ein letztes Mal Profit aus den gequälten Tieren zu schlagen, werden ihre toten Körper billig an die Fleischindustrie verkauft.
Kaschmir zerstört die Umwelt
Die Produktion von Kaschmir verursacht nicht nur millionenfaches Tierleid, sondern zerstört auch die Umwelt. Ziegen nehmen täglich bis zu 10 Prozent ihres Körpergewichts zu sich. Wenn sie Gräser und Kräuter aus der Erde ziehen, reissen sie auch die Wurzeln heraus, was ein Nachwachsen der Pflanzen verhindert.
Die Haltung und Zucht von Millionen Kaschmirziegen führt daher zu Bodendegradation und begünstigt das Entstehen neuer Wüsten. In der Mongolei sind bereits über 65 Prozent ehemals grüner Wiesen von Bodenerosion betroffen und 90 Prozent des Landes von Wüstenbildung bedroht. [2, 3] In der Folge wurden die Mongolei und China in den letzten Jahren vermehrt von schweren Sandstürmen heimgesucht.
Zertifiziertes Kaschmir ist keine tierfreundliche Alternative
Während einige Marken und Modehäuser Kaschmir konsequent aus ihren Sortimenten gestrichen haben, versuchen andere Unternehmen, weiterhin Gewinne mit dem Tierqualprodukt zu erzielen. Zu diesem Zweck bieten sie sogenanntes zertifiziertes Kaschmir an – doch Zertifizierungen verhindern das Tierleid nicht. Auch für Kaschmirprodukte, die Label wie «The Good Cashmere Standard» tragen, werden Ziegen bei der Schur gewaltsam fixiert. Auch ihnen werden die Haare unter Zeitdruck vom Körper geschnitten oder gar brutal ausgerissen.
Alle Zertifizierungen der Wollindustrie haben letztlich eines gemeinsam: Auch für Produkte mit solchen Zertifizierungen leiden Tiere unter systematischer Misshandlung. Dazu zählen die Haltung Hunderter oder Tausender Tiere auf engstem Raum, qualvolle Lebendtransporte oder schmerzhafte Standardeingriffe wie die betäubungslose Kastration. Für die Kaschmirindustrie sind Ziegen lediglich Waren, die möglichst viel Geld erwirtschaften sollen. Der Profit steht immer über dem Wohl der Tiere. Sobald die Fellqualität der Ziegen nachlässt, werden sie getötet – auch Ziegen, deren Wolle später zertifiziert wird. Fakt ist: Die Produktion von Kaschmir ist immer mit Tierleid verbunden.
Tierfreundliche und nachhaltige Kaschmir-Alternativen: Bambus und Soja-Seide
Für einen einzigen Pullover aus Kaschmir wird die Wolle von mehreren Ziegen benötigt. Jeder Kauf von Pullovern, Schals und Handschuhen aus Kaschmir unterstützt die Tierquälerei. Ganz gleich, woher Kaschmirwolle stammt oder was die Produzenten versprechen: Kaschmir ist ein Tierqualprodukt. Genau wie Angoraziegen, deren Wolle zu Mohair verarbeitet wird, leiden auch Kaschmirziegen in der ausbeuterischen Wollindustrie ihr Leben lang, denn Missbrauch ist an der Tagesordnung.
Heutzutage gibt es hochwertige pflanzenbasierte Materialien, die genauso weich sind und ohne Tierleid auskommen, darunter etwa Bambus, Sojaseide, Tencel, Pima-Baumwolle oder synthetische Fasern wie recyceltes Polyester oder Acryl. Sojaseide hält beispielsweise genauso warm wie Kaschmir und gilt als komplett biologisch abbaubar. Da das Material ein Nebenprodukt der Sojabohnen-Verarbeitung ist, ist es besonders nachhaltig.
So helfen Sie den Ziegen in der tierquälerischen Industrie
Mit Ihrer Entscheidung für vegane Alternativen zu Wolle, Leder, Seide, Daunen und Co. tragen Sie dazu bei, das Leid von Ziegen, Schafen und anderen Tieren zu beenden, die in der Bekleidungsindustrie ausgebeutet werden. Immer mehr Modehersteller nehmen tierische Materialen aus ihren Sortimenten und bieten stattdessen pflanzliche und nachhaltige Alternativen an.
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QUELLEN
[1] Spina, Marco (2019): Annual Cashmere Market Report, https://www.gschneider.com/2019/03/01/annual-cashmere-market-report/, (eingesehen am 30.08.2021)
[2] Gillet, Kit (2010): High Cost of cashmere in Mongolia plains, http://edition.cnn.com/2010/WORLD/asiapcf/09/12/mongolia.cashmere.herders/index.html, (eingesehen am 30.08.2021)
[3] Government of Mongolia. Ministry of Nature and Environment (1997): National Plan if Action to Combat Desertification in Mongolia, https://knowledge.unccd.int/sites/default/files/naps/mongolia-eng2000.pdf, (eingesehen am 30.08.2021)