Das leidvolle Leben der Schweine in der Schweiz

Schweine sind in ihrer natürlichen Umgebung einfühlsam, neugierig, verspielt. Sie beschützen einander, gehen Beziehungen miteinander ein, machen Betten und relaxen in der Sonne. Sie wälzen und suhlen sich gerne im Schlamm, um sich abzukühlen und zu säubern, denn durch das Abreiben der getrockneten Schlammkruste werden beispielsweise Flöhe und Milben entfernt. Die Tiere sind klüger als Hunde und ebenso freundlich, liebevoll und loyal. Menschen, die Schweine beispielsweise auf Lebenshöfen näher kennenlernen, stellen fest, dass die Tiere uns ähnlicher sind, als man vermuten könnte. Wie wir kennen auch sie ihre Namen, hören gerne Musik und träumen. Sie erkennen sich selbst im Spiegel, was auf ein bestimmtes Ich-Bewusstsein schliessen lässt.  

In der Tierwirtschaft können Schweine ihren natürlichen Verhaltensweisen jedoch nicht nachgehen und ihre Bedürfnisse erfüllen.

Sie fristen ein qualvolles Dasein in engen Ställen, auf harten Böden, ohne ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten, bis sie letztlich der Tod im Schlachthaus erwartet. 2019 wurden alleine in der Schweiz knapp 2,5 Millionen Schweine getötet. [1] Ferkelaufzucht, Schweinezucht und Schweinemast erfolgen aus Gründen der Profitmaximierung in unterschiedlichen und auf die jeweilige Phase spezialisierten Betrieben. Somit werden die Tiere zwischen den verschiedenen «Stadien» von einem Ort zum anderen transportiert, was eine grosse Belastung für die Schweine bedeutet.

Inhaltsverzeichnis:

Das Leid der Mütter in der Schweinezucht

«Zuchtschweine» erfüllen in der Tierwirtschaft nur einen Nutzen: Sie sollen möglichst viele Ferkel «produzieren». Hierfür müssen die Schweine ein trauriges Leben unter beengten, reizarmen und unwürdigen Bedingungen fristen. Zwar ist die Kastenstandhaltung in der Schweiz seit 2007 nicht mehr erlaubt, doch es gibt natürlich Ausnahmen: Während der «Deckzeit» dürfen die Schweine im Einzelfall bis zu zehn Tage fixiert werden. Dies erleichtert den Landwirten die forcierte und teils schmerzhafte künstliche Besamung. [2] Das Schwein kann sich im Kastenstand nicht einmal umdrehen und muss am selben Platz liegen, essen, koten und urinieren – was dem von Natur aus äusserst reinlichen Tier enorm widerstrebt. Bei ausreichendem Platzangebot legen die Tiere grossen Wert darauf, sich nicht dort zu entleeren, wo sie essen oder schlafen.

Sau in Kastenstand
Der Kastenstand erlaudbt es den Schweinen nicht, sich umzudrehen oder unnatürliche Verhaltensweisen auszuüben.

Die Alternativen zum Kastenstand sind Einzelhaltung in einer Bucht oder Gruppenhaltung. Bei der Einzelhaltung werden die schwangeren Schweine in einer von der Gruppe getrennten Anlage untergebracht – den sogenannten Abferkelbuchten. Laut dem Schweizer Tierschutzgesetz müssen diese so gestaltet sein, dass die Muttertiere sich problemlos umdrehen können. Jedoch erhalten die Tiere hier weder Auslauf noch abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie müssen alleine in der Bucht ausharren, bis sie ihre Ferkel geboren haben. Wenn die Babys auf der Welt sind, werden sie ihren Müttern nach vier bis fünf Wochen entrissen, um sie für die Mast oder Zucht auszubeuten. In der Natur verbringen Schweinemütter und ihre Ferkel Monate zusammen; erst dann erfolgt eine langsame Entwöhnung. Weibliche Tiere bleiben teilweise ein Leben lang gemeinsam in einer Rotte. Die abrupte Trennung in der Schweinezucht ist traumatisch für Mutter und Kind. Die Mutter wird danach umgehend wieder geschwängert, und der Teufelskreis beginnt von vorne. [2]

Muttersau auf dem Stallboden
Auch in sogenannten Abferkelbuchten leiden die weiblichen Schwein.

Viele Landwirte verabreichen den sogenannten Zuchtsauen Hormone. Dies dient dazu, dass die Tiere nach der Geburt möglichst schnell und gleichzeitig fruchtbar sind. So müssen sich Schweinezüchter nicht nach dem natürlichen Zyklus der Schweine richten, sondern können die künstliche Besamung der Tiere mit diesem unnatürlichen Eingriff synchron durchführen. Das Hormon, das den Schweinen in der Schweiz verabreicht wird, wird aus dem Blut von schwangeren Pferden gewonnen, die meist in Südamerika leben. Den Stuten wird hierbei literweise Blut abgenommen – oftmals auf brutale Art und unter Schlägen. Sobald die Pferde das gewünschte Hormon nicht mehr produzieren, wird eine Abtreibung durchgeführt, um Kosten zu sparen. Dies erfolgt meist von Hand und ist für die Tiere körperlich und seelisch äusserst schmerzhaft. [3]

Bei der künstlichen Besamung der Schweine werden oftmals Eber in separaten Boxen gehalten, um die Sauen zu stimulieren – natürlich ohne Kontakt zwischen den Tieren. [4] Auch die Eber fristen ein einsames Leben voller Entbehrungen. Um an das Sperma der Tiere zu gelangen, werden die Eber von Menschen per Hand stimuliert. Der Umgang mit den Tieren ist dabei nicht selten brutal.

Nach erfolgreicher Befruchtung werden die Schweine «zum Abwarten» in Gruppen gehalten, in denen sie oftmals keine Auslaufmöglichkeiten haben, denn dies ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Auch die Weidehaltung für Schweine ist in der Schweiz im Grunde nicht vorhanden – der Anteil von Schweinefleisch aus der Bio-Produktion liegt hierzulande bei unter zwei Prozent. [5]

Eines der zentralsten Bedürfnisse der Tiere, das Wühlen, ist in praktisch keiner Schweizer Haltungsform möglich. Generell fristen die Tiere ein Dasein auf engstem Raum, wo sie sich nur schwer ausweichen oder zurückziehen können. Sie müssen am gleichen Platz liegen, essen, koten und urinieren. Da Einstreu in konventionellen Betrieben nicht vorgeschrieben ist, ist sie meist nicht oder nur unzureichenden vorhanden. Diese unhaltbaren Lebensbedingungen führen bei den Schweinen oftmals zu Stress, Monotonie und Kämpfen. Daraus hervorgehende Verletzungen werden oftmals nur unzureichend behandelt – denn Landwirte wollen ihre Kosten minimieren. Eine Woche vor der Geburt werden die Schweine wieder in die Abferkelbucht gesperrt. [2]

Sobald eine Sau nicht mehr schwanger wird, zu wenige Ferkel auf die Welt bringt oder krank wird, erwartet sie der Tod im Schlachthaus. Somit endet das entbehrungsreiche «Leben» der ausgemergelten Tiere nach etwa drei Jahren – obwohl die natürliche Lebenserwartung bei Schweinen zwischen 10 und 15 Jahren liegt.

Das Leid der Ferkel in der Aufzucht

Um möglichst hohe Profite erzielen zu können, werden die Schweine dahingehend gezüchtet, pro Wurf immer mehr Ferkel zur Welt zu bringen – teilweise sogar mehr Ferkel als Zitzen vorhanden sind. Dies ist problematisch, denn kurz nach der Geburt legen die Ferkel eine «Zitzenordnung» fest, bei der jedes Schweinebaby eine Zitze für sich beansprucht. Aufgrund der Überzüchtung sind schwache Tiere vorprogrammiert, die entweder kurz nach der Geburt sterben. Vielfach werden sie auch von Mitarbeitern aussortiert und getötet, da sie zu langsam Fleisch ansetzen oder Tierarztkosten verursachen würden. [2]

Tote Ferkel in einer Gefriertruhe
Das einzelne Lebewescem zählt in der Schweinezucht und -mast nicht.

Unter natürlichen Umständen bleiben Mutter und Ferkel monatelang zusammen. In der Tierwirtschaft hingegen werden sie im Alter von etwa 30 Tagen voneinander getrennt, was für Mutter und Kind ein äusserst traumatisches Erlebnis ist. Die Ferkel werden nun entweder gemästet oder auf das gleiche schreckliche Schicksal vorbereitet, das ihre Mütter erleiden. Diese erzwungene verfrühte Entwöhnung ist meist mit einer erschwerten und aufwändigeren Aufzucht verbunden und kann zu Verhaltensstörungen führen. [2]

In der Schweiz verfügt nur eines von zwanzig abgesetzten Ferkeln über eine Auslaufmöglichkeit, obwohl gerade in diesem Alter Bewegung und frische Luft wichtig sind. Auf jedem Quadratmeter Stallfläche sind drei Ferkel untergebracht – ständige Einstreu ist hierbei nicht obligatorisch. Auch Beschäftigungsmittel, die für Schweine wichtig sind, sind keine Pflicht. Diese Bewegungs- und Beschäftigungseinschränkungen können zu Verhaltensstörungen und zu Verletzungen führen. [2]

Da das Fleisch männlicher Schweine teilweise einen sogenannten Ebergeruch aufweisen kann, werden die Tiere kastriert. [4] Auch wenn die Kastration männlicher Ferkel ohne Schmerzausschaltung in der Schweiz seit 2010 verboten ist, gibt es beim Kastrieren Defizite: Untersuchungen der Universität Zürich und Erfahrungen des Kontrolldienstes des Schweizer Tierschutzes (STS) legen nahe, dass ein Drittel der untersuchten Ferkel unzureichend betäubt ist und das Herausschneiden der Hoden bei Bewusstsein miterleben muss. [2]

Das Leid der «Mastschweine»

Sogenannte Mastschweine fristen in der Schweiz ein Leben auf harten Betonböden – oftmals ohne Einstreu oder anderen Liegematerialien. Dies führt dazu, dass die Liegeflächen schnell verschmutzen und rutschig werden. Zudem kommt es bei den Tieren vermehrt zu Druckstellen und Hautschürfungen. [2]

Damit Schweinefleisch möglichst billig «erzeugt» werden kann, werden die Tiere so gezüchtet, dass sie immer schneller wachsen und Muskelfleisch ansetzen – es wurden ihnen sogar zwei zusätzliche Rippenpaare angezüchtet. Mittlerweile nehmen die Schweine jeden Tag ein Kilogramm zu. Dieses schnelle Wachstum stellt eine enorme Belastung für ihre Knochen, Gelenke und Sehnen dar, was für die Tiere mit enormen Schmerzen verbunden ist. Folglich bewegen sie sich möglichst wenig – falls ihnen das durch die Haltungsbedingungen überhaupt möglich ist. Im sogenannten Hundesitz suchen die Schweine oftmals Entlastung. [2]  

Schwein im Hundesitz
Bie vielen Schweinen kann der sogenannten ,,Hundesitz” beobachtet werden.

Für ein bis zu 110 Kilogramm schweres gemästetes Tier ist lediglich eine Fläche von 0,9 Quadratmeter vorgeschrieben. Somit können auf der Fläche eines einzigen Autoparkplatzes zehn Schweine gemästet werden – und das völlig legal! [6] Die Tiere können sich in dieser beengten Haltung lediglich hinlegen, jedoch nicht artgemäss fortbewegen. Daher sind sie gezwungen, in der «Liegefläche» zu auch koten. Erst am Tag ihrer Fahrt zum Schlachthof kommen sie zum ersten Mal in ihrem Leben an die frische Luft. [2]

Krankheiten sind in der Schweinehaltung vorprogrammiert

2019 lebten rund 1,4 Millionen Schweine in der Schweiz – eine unfassbar hohe Zahl an Tieren, die man aber praktisch nie zu Gesicht bekommt. Im Kanton Luzern leben mehr Schweine als Einwohner – sehen tut man aber keine. [7] Die Höchstbestände in hiesigen «Mastschweineställen» erlauben es, bis zu 2’000 Schweine einzupferchen – mit einer Ausnahmebewilligung sogar noch mehr. [2]

In der Schweinehaltung ist der Befall mit Spülwürmern ein weit verbreitetes Problem. Er schwächt die Schweine, führt zu Durchfall und macht die Tiere für weitere Erkrankungen, wie zum Beispiel Salmonellen, empfänglicher. [8] Dennoch werden erkrankte Tiere meist nicht einzeln betreut. Auch die die harten, kotverdreckten Böden fügen den Schweinen Leid zu, denn sie führen zu Entzündungen und Abszessen, die vor allem an den Gelenken auftreten, sich aber im ganzen Körper ausbreiten können. Viele Schweine leiden unter schmerzenden und mit Eiter gefüllten Abszessen, die bei der Verarbeitung des Fleisches im Schlachthof nicht selten einfach weggeschnitten werden. Aufgrund der Zucht- und Haltungsbedingungen sind Bauchnabelbrüche und Darmvorfälle ein häufig anzutreffendes Problem, das für die Tiere enorm schmerzhaft sein kann und nicht selten ohne Behandlung ignoriert wird. 

Schwein mit Nabelbruch
Brüche, insbesondere Nabelbrüche, kommen bei Schweinen in der Mast immer wieder vor.

In der «kleinbäuerlichen» und der Bio-Haltung mögen die Tiere vielleicht etwas mehr Platz und Auslauf haben, doch auch hier steht der Profit über dem Wohl der Tiere. Denn in der Tierindustrie werden Schweine nicht als fühlende Lebewesen, sondern als Produkte angesehen. Sie werden nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen bemessen, verbringen ein trauriges Leben in artwidriger Haltung, in der sie ihren natürlichen Verhaltensweisen nicht nachgehen können, und landen schliesslich alle unfreiwillig im Schlachthof. Auch kleinbäuerliche und Biobetriebe sind immer für Tierleid verantwortlich. 

Die Qualen im Schlachthof

Nach einem tristen und entbehrungsreichen Leben erwartet die Schweine der Horror der Tötung im Schlachthaus. Sie werden meist gewaltsam auf LKWs getrieben, denn ein schneller Ablauf beim Transport überwiegt das Wohl der Tiere. Laut dem Kontrolldienst des STS sind viele Transporter überladen. Die Schweine werden teilweise derart eingepfercht, dass sie die Grenzen ihrer Wärmetoleranz erreichen und an Überhitzung sterben. An heissen Sommertagen steigt das Risiko einer Überhitzung zudem aufgrund der hohen Aussentemperaturen. [2]

Im Schlachthof angekommen, erwartet die sensiblen Tiere nicht selten der Tod bei vollem Bewusstsein aufgrund unzureichender Betäubung. 2020 veröffentlichte der Bund einen Bericht über Kontrollen in Schweizer Schlachthöfen, der unterstreicht, dass die rechtlich vorgeschriebenen Tierschutzvorschriften oftmals missachtet und ungenügend kontrolliert werden. Vor allem Schweine sind häufig unzureichend betäubt, wodurch die Tiere den tödlichen Entblutungsstich wahrnehmen. Teilweise werden sie sogar bei Bewusstsein in das heisse Brühbad getaucht, das der Entfernung der Borsten dient. 

Schweine bei der Schlachtung
Es gibt keine ,,tiergerechte” oder gar ,,humane” Tötung in den Schlachtfabriken.

Die gängigen Betäubungsmethoden durch Elektro- oder Gasbetäubung sind für die Tiere mit Stress und Schmerzen verbunden. Bei der Elektrobetäubung wird die Gehirnfunktion der Schweine mit einer stromführenden Zange vorübergehend ausgeschaltet. Es wird ein epileptischer Anfall ausgelöst, bei dem die Muskeln der Tiere verkrampfen. Nicht selten wird die Zange jedoch falsch angesetzt, die Stromstärke ist zu niedrig oder die Anwendungsdauer zu kurz. Dies führt dazu, dass die Schweine den Stromschlag bewusst wahrnehmen oder unzureichend betäubt sind. Bei der qualvollen Gasbetäubung mit CO2 werden die Tiere in eine Art Aufzugssystem getrieben und in eine gasgefüllte Grube hinabgefahren. Dort leiden sie unter massiver Atemnot, versuchen panisch, aus den Gondeln zu fliehen, recken ihre Köpfe in die Höhe, bäumen sich auf, schreien laut und schnappen voller Angst nach Luft. Gleichzeitig reizt das Gas ihre Schleimhäute schmerzhaft und kann zu Blutungen führen.

Auch «Bio-Schweine» erleiden meist dieselben Qualen, da sie oftmals im selben Schlachthof wie ihre Leidensgenossen aus der konventionellen Haltung getötet werden.

WAS SIE TUN KÖNNEN

Schweine sind wunderbare Lebewesen mit individuellen Charakteren. Für den Fleischkonsum des Menschen leiden die intelligenten Tiere unsäglich – auch in der Bio-Haltung. Daneben stellt die Schweinehaltung ein Risiko für Antibiotikaresistenzen und damit unter Umständen für eine neue Pandemie dar.

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