Für die kurze Gaumenfreude der Menschen leiden weltweit Milliarden Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. In der Schweiz leben über 87 Prozent der Rinder, 95 Prozent der Schafe und 96 Prozent der Schweine in der sogenannten Intensivtierhaltung. [1] Alle Tiere – egal, ob Intensivtierhaltung oder Bio-Haltung – werden im Schlachthof getötet. Aber nicht nur für Fleisch, auch für Milch, Eier, Fischfleisch, Stopfleber, Hummer und andere tierische Lebensmittel zahlen die Tiere den Preis für den Genuss auf unseren Tellern mit ihrem Leben.
Fleisch
Damit auf dem Teller des Menschen Fleisch und Wurst liegen können, muss ein fühlendes Lebewesen sterben – ganz gleich, ob teures Bio-Steak oder Aufschnitt aus dem Discounter. Das Leben der Tiere, die in der Mast für die Fleischproduktion gezüchtet werden, ist voller Entbehrungen. Obwohl das Schweizer Tierschutzgesetz bei der Tierhaltung mehr Platz vorschreibt als andere Länder in Europa, ist es dennoch erlaubt, ein 100 Kilo schweres Schwein auf weniger als einem Quadratmeter auf hartem Spaltenboden ohne Einstreu zu halten. [2]
Dabei sind Schweine überaus intelligente Tiere, die ähnliche Bedürfnisse wie Hunde haben und sich bewegen, mit Artgenossen spielen und nach Futter graben oder im Matsch wühlen wollen. All diesen Bedürfnissen können sie in der landwirtschaftlichen Tierhaltung so gut wie nie nachgehen. In einem einzigen Betrieb dürfen bis zu 1.500 Schweine, bis zu 300 Mastkälber, bis zu 100 Rinder und bis zu 18.000 Hühner gehalten werden. Für die Tiere bedeutet dies eine enorme Stresssituation – leben doch beispielsweise Hühner eigentlich in kleinen Gruppen zusammen, in denen jedes Huhn einen festen Platz in der Hackordnung einnimmt.
Jedes Tier in der Landwirtschaft wird lange vor seiner natürlichen Lebenserwartung im Schlachthof getötet. Viele Tiere sind sogar noch Kinder, wenn ihnen nach einem angsterfüllten Transport im Schlachthaus die Kehle aufgeschlitzt wird.
Milch
Kühe produzieren von Natur aus Milch, um ihr Kalb zu ernähren. Wenn es ihnen erlaubt wird, umsorgen sie ihre Kinder und ziehen sie fürsorglich gross. In der Milchindustrie jedoch darf eine Kuh diesem Bedürfnis nicht einen einzigen Tag lang nachkommen – das Kalb wird ihr meist wenige Stunden nach der Geburt weggenommen, denn es soll die Milch nicht trinken, die die Landwirt:innen verkaufen wollen. Oft rufen die Kühe tagelang verzweifelt nach ihren Kindern. Die entrissenen Kälber werden mehrere Wochen alleine in kleine Boxen gesperrt.
Nach der Geburt ihres Kalbes produziert eine Kuh circa zehn Monate lang Milch. Damit der Milchfluss hoch und die Kuh somit wirtschaftlich bleibt, wird sie sofort wieder künstlich befruchtet und der Kreislauf beginnt von vorn. Ihr Leben verbringen die Kühe im schlimmsten Fall in kleinen Buchten, die gerade mal zwei Quadratmeter gross sind. [4] Damit sie möglichst viel Milch produzieren, erhalten die meisten Rinder Nahrung, die ihre Milchleistung weiter erhöhen soll, ihrer Gesundheit jedoch schaden kann. [5] Sind die Tiere krank oder können nicht mehr schwanger werden, werden sie für die Milchindustrie wertlos und im Schlachthof getötet.
Neben Kühen werden auch Ziegen, Schafe, Büffel und Pferde von der Milchindustrie ausgebeutet. Auch sie führen ein Leben voller Entbehrungen und werden immer wieder aufs Neue geschwängert und von ihren Kindern getrennt.
Eier
Hühner legen von Natur aus Eier, um sich fortzupflanzen. Während ein Huhn einer ursprünglichen Rasse im Jahr ca. 20 bis 30 Eier legt, beträgt die «Legeleistung» von qualgezüchteten Hennen in der Eierindustrie über 300 Eier im Jahr. Diese Überproduktion laugt die Vögel aus und macht sie krank. Die Überzüchtung verbunden mit nicht artgerechter Haltung führt bei den Hennen häufig zu Knochenbrüchen, Federpicken und Entzündungen der Eierstöcke. Aufgrund der hohen Legeleistung sind die Vögel nach eineinhalb Jahren völlig erschöpft und werden getötet, bevor der Gefiederwechsel (Mauser) eintritt.
Auch in der Eierindustrie ist es erlaubt, bis zu 18.000 Hühner in einem einzigen Betrieb gleichzeitig zu halten; in der Bio-Haltung sind bis zu 2.000 Hühner zulässig. Da die Tiere normalerweise in kleinen Gruppen zusammenleben und einer strengen Rangordnung folgen, leiden sie unter grossem psychischem Stress. In der Schweiz steht einer Legehenne weniger als ein Drittel Quadratmeter Platz zur Verfügung. [6]
Da nur weibliche Tiere Eier legen, werden die männlichen Küken in der Eierindustrie sofort nach dem Schlüpfen vergast. In der Schweiz werden auf diese Weise jedes Jahr 3 Millionen männliche Küken am ersten Tag ihres Lebens getötet. [7]
Fische
Es ist heute wissenschaftlich anerkannt, dass Fische und Hummer Schmerzen empfinden. [8] Dennoch landen jedes Jahr immer noch hunderte Milliarden Fische und Meerestiere auf unseren Tellern. Bei 97 Prozent der Fische und Meerestiere, die in der Schweiz gegessen werden, handelt es sich um Importe aus anderen Ländern. Inzwischen sind knapp 90 Prozent aller kommerziell genutzten Fischpopulationen überfischt oder stehen kurz davor. [9] Aquakulturfarmen verstärken dieses Problem weiter, denn die Fische in den Farmen werden überwiegend mit Fischen aus dem Meer gefüttert, und für die Produktion von einem Kilogramm «Zuchtfisch» werden etwa 4 Kilogramm «Wildfisch» benötigt.
In Aquakulturen leben Fische auf engstem Raum zusammen und schwimmen oftmals in ihren eigenen Exkrementen. Aufgrund der Enge werden die Fische von Fischläusen befallen, die ihnen Fleischstücke aus Kopf und Körper beissen. Um entstehende Krankheiten zu bekämpfen, werden den Tieren Antibiotika und Chemiecocktails verabreicht, deren Rückstände ebenso wie das oftmals im Fischfleisch enthaltene Quecksilber, Plastik und Arsen auf unseren Tellern landen.
Foie gras
Foie gras, auch Stopfleber genannt, gilt als Delikatesse – ist aber vor allem mit unglaublichen Tierqualen verbunden. Enten und Gänsen wird hierzu zweimal täglich gewaltsam ein Rohr in den Rachen geschoben, durch das sie zwangsgefüttert werden, sodass ihre Leber innerhalb weniger Tage auf das bis zu Zehnfache ihres Normalgewichtes anwächst. Die Zwangsfütterung bedeutet für die Tiere unvorstellbare Qualen, denn sie verursacht oftmals Atemnot, Halsverletzungen, Knochenbrüche, Leberblutungen bis hin zu Herzversagen.
Für die Stopfleberproduktion werden nur männliche Tiere verwendet, da die Leber der weiblichen Tiere zu viele Blutgefässe enthält. Aus diesem Grund werden Millionen weiblicher Küken direkt nach ihrer Geburt am Fliessband aussortiert und getötet. [10]
Obwohl die Produktion von Stopfleber in der Schweiz bereits Ende der 1970er-Jahre verboten wurde, da sie mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar ist, sind der Import und Verzehr immer noch erlaubt. Jährlich werden mehr als 200 Tonnen des Qualproduktes Foie gras in die Schweiz importiert. [11]
Tierische Produkte zu konsumieren, ist speziesistisch
Die Ernährungsindustrie züchtet und tötet Hühner, Schweine, Rinder und viele andere Tiere mit der Begründung, sie seien «Nutztiere». Empfindsame Lebewesen allein auf ihren Nutzen für den Menschen zu reduzieren, ist jedoch Teil einer ausbeuterischen Denkweise. Diese als Speziesismus bezeichnete Gesinnung fusst auf dem Irrglauben, der Mensch sei anderen Tierarten überlegen.
Eine speziesistische Denkart vermittelt Kindern von klein auf, es sei «normal», «natürlich» und «notwendig», Milliarden von Tieren für die «Produktion» von Fleisch, Eiern, Milch, Fischfleisch und anderen tierischen Produkten auszubeuten, zu quälen und zu töten. Schweine, Rinder, Hühner und Fische sind jedoch fühlende Individuen mit dem Recht auf ein friedliches, selbstbestimmtes Leben.
Wie sogenannte «Haustiere», die wir lieben und umsorgen, empfinden auch die in der Ernährungsindustrie ausgebeuteten Tiere Schmerz, Angst, Hunger, Durst, Freude und Einsamkeit. Um das milliardenfache Leid der Tiere in der Ernährungsindustrie zu beenden, ist es dringend notwendig, das degradierende Denkmuster des Speziesismus abzuschaffen!
WAS SIE TUN KÖNNEN
- Bitte streichen Sie Fleisch, Milch, Eier, Fischfleisch und alle weiteren tierischen Produkte von Ihrem Teller. Es gibt zahlreiche leckere vegane Alternativen, die nicht nur unglaublich gut schmecken, sondern für die kein einziges Tier leiden oder sterben musste.
- Klären Sie Freunde, Familie und Bekannte über das Leid der Tiere auf und erläutern Sie ihnen, wie leicht sich eine vegane und tierleidfreie Ernährungsweise gestalten lässt.
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QUELLEN
[1] Bio Aktuell (08.04.2019): Biofleisch, https://www.bioaktuell.ch/markt/biomarkt/markt-biofleisch-allgemein.html, zuletzt eingesehen am 15.01.2020
[2] Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (13.11.2018): Mindestmasse für die Haltung von Schweinen, https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/tiere/nutztierhaltung/schweine/fachinformationen-schwein/fi-schwein-mindestmasse.pdf.download.pdf/1_(2)_d_FI_Schwein_Mindestmasse.pdf, zuletzt eingesehen am 15.01.2020
[3] Neue Züricher Zeitung (22.01.2016): Tod am Fliessband, https://www.nzz.ch/lebensart/gesellschaft/tod-am-fliessband-ld.4369, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[4] Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV (29.06.2018): Mindestabmessungen für die Haltung von Rindern, https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/tiere/nutztierhaltung/rinder/fachinformationen-rind/1_5_rinder-mindestabmessungen.pdf.download.pdf/1_5_d_Rinder_Mindestabmessungen.pdf, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[5] Handelszeitung (28.05.2017): Der Milch-Irrsinn in der Schweiz, https://www.handelszeitung.ch/politik/der-milch-irrsinn-der-schweiz-1411989, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[6] Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV (01.03.2016): Haltungssysteme für Hühner: Legehennen, https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/tiere/nutztierhaltung/huehner/fachinformationen-huehner/haltungssysteme-huehner-legehennen.pdf.download.pdf/1_(1)_d_FI_Kurzbeschreibungen_Haltungssysteme_Legehennen.pdf, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[7] SRF(16.04.2019): Sinnloses Kükentöten: Ist nun endlich Schluss damit? https://www.srf.ch/news/schweiz/eier-produktion-sinnloses-kuekentoeten-ist-nun-endlich-schluss-damit, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[8] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichung von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[9] WWF Schweiz: Fische und Meeresfrüchte, https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/fische-und-meeresfruechte, zuletzt eingesehen am 20.01.2020
[10] Éthique & Animaux: Canards et Foie Gras, https://www.l214.com/stop-foie-gras, zuletzt eingesehen am 23.01.2020
[11] Wild beim Wild (23.11.2018): 40 Jahre Stopfleberverbot in der Schweiz – doch der «Foie gras»-Import boomt, https://wildbeimwild.com/kunterbunt/40-jahre-stopfmastverbot-in-der-schweiz-doch-der-foie-gras-import-boomt/22805/2018/11/23/, zuletzt eingesehen am 20.01.2020