Reptilienbörsen: Stress, Angst und winzige Plastikboxen

Mehrmals im Jahr werden in der Schweiz Reptilienbörsen veranstaltet, auf denen Händler tausende exotische Tiere wie auf Flohmärkten anbieten. Schlangen, Echsen, Spinnen und anderen Wildtiere leiden enorm unter dem Stress, dem sie auf solchen Veranstaltungen ausgesetzt sind.

Tiere in winzige Plastikboxen eingepfercht 

Da Reptilienbörsen nur eine temporäre Haltungsform darstellen, existieren in der Schweiz keine gesetzlichen Regelungen zur Unterbringung und «Präsentation» der Tiere auf solchen Messen oder zu den zum Verkauf zugelassenen Arten. [1] Die Exoten werden deshalb oftmals in winzigen Plastikboxen oder Käfigen eingesperrt, in denen sie weder Beschäftigung, Nahrung noch Rückzugsmöglichkeiten haben. Viele Tiere versuchen während der gesamten Ausstellungszeit panisch, ihren Boxen zu entkommen.

Chamaeleon in Plastikbox
Tausende exotische Tiere werden auf Reptilienbörsen wie auf einem Flohmarkt zu Billigpreisen zum Kauf angeboten.

Nähe zum Menschen versetzt Reptilien in Todesangst

Die sensiblen Wildtiere sind den Blicken der Messebesucher schonungslos ausgesetzt, was viele von ihnen in Todesangst versetzt. Auch die unmittelbare Nähe von Beutetier und Räuber löst bei ihnen grossen Stress aus.

Zu «Demonstrationszwecken» werden die empfindlichen Tiere häufig von den Verkäufern aus den Behältern entnommen und herumgezeigt. Im Minutentakt wechseln sie den «Besitzer». Ihr Wohlergehen steht dabei hinten an, denn der Profit nimmt für die Verkäufer oberste Priorität ein.

Woher stammen die Tiere?

Die Herkunft der exotischen Tiere, die auf Börsen verkauft werden, interessiert die wenigstens Käufer. Dabei sind 90 Prozent der Reptilien im sogenannten Heimtierhandel Wildfänge, die aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen wurden. [2] Die restlichen Tiere stammen von tierquälerischen Zuchtfarmen. Da Reptilienfans am liebsten besonders exotische Tiere in ihren Wohnzimmern halten, werden die artenreichen Regionen unseres Planeten regelrecht geplündert. Unzählige Reptilien, «Zierfische» und exotische Säugetiere gelangen so in Schweizer Wohnzimmer.

Reptil in der Hand eines Mannes
Auch der illegale Handel mit Arten, die in ihren Herkunftsländern streng geschützt sind, floriert.

Auch vor geschützten Arten wird im Wildtierhandel nicht Halt gemacht, denn sie sind noch beliebter bei Exotenfans. So werden geschützte Tiere illegal eingefangen und nach Europa geschmuggelt – oft mithilfe von Falschdeklarationen. Der illegale Handel mit bedrohten Tierarten ist nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel das weltweit grösste illegale Geschäft. [3]

Nur ein Bruchteil der Tiere erreicht die Börsen lebend

Was viele Börsenbesucher ebenfalls nicht wissen: Bei den Tieren, die auf Messen präsentiert werden, handelt es sich nur um einen Bruchteil der Tiere, die für den Reptilienhandel gezüchtet, gefangen und transportiert werden. Die meisten Reptilien sterben aufgrund von Stress, Unterversorgung oder Verletzungen bereits auf den Zuchtfarmen. Viele weitere Tiere überleben die langen Transporte nicht. Händler kalkulieren bereits im Voraus Sterberaten von bis zu 70 Prozent ein. [4] Die Todeszahlen werden skrupellos in Preise und Bestellmengen einberechnet.

WAS SIE TUN KÖNNEN

  • Besuchen Sie niemals eine Tierbörse und bitten Sie auch Familie, Freunde und Bekannte, dies nicht zu tun.
  • Kaufen Sie niemals Reptilien oder andere exotische Tiere. Wenn Sie über die notwendige Sachkunde verfügen und einem Tier ein Zuhause schenken möchten, informieren Sie sich bitte im Tierheim oder einer Auffangstation.