Viele Menschen entscheiden sich dazu, ihr Leben mit einem tierischen Mitbewohner zu teilen: In etwa jedem dritten Schweizer Haushalt wohnen tierische Familienmitglieder. [1] Doch der Entschluss, Hunde, Katzen oder andere Tiere bei sich aufzunehmen, sollte gut überlegt sein. Denn Tiere brauchen oft mehr Aufmerksamkeit und Zeit, als vielen zunächst bewusst ist. Häufig kommen unerwartete Kosten auf, beispielsweise wenn das Tier krank wird und zum Tierarzt muss.
Im Tierheim warten unzählige «Haustiere» auf ein neues Zuhause
Wer sich dazu entscheidet, ein sogenanntes Haustier bei sich aufzunehmen, stellt sich bald die Frage, wo man seinen neuen tierischen Freund findet. Bei vielen Menschen führt der erste Weg leider noch häufig zum Züchter oder in die Zoohandlung – doch diese sollten, genau wie Händler auf Internetplattformen oder in Sozialen Medien, in keinem Fall unterstützt werden. Die dort angebotenen Tiere stammen oft aus katastrophalen Haltungsbedingen in Zuchtanlagen, sodass die Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Co. einen langen Leidensweg hinter sich haben und oftmals für ihr Leben lang geschädigt sind. Teilweise werden die Tiere im Ausland in Massen «produziert», um den Züchtern zu möglichst grossem Profit zu verhelfen. Muttertiere werden oft als «Gebärmaschinen» missbraucht und in engen Käfigen eingesperrt, eigentlich soziale Tiere leben in Einzelhaft – oft in ihren eigenen Fäkalien. Immer wieder konnte PETA in der Vergangenheit auf das grausame Leid der Tiere in diesen Anlagen aufmerksam machen, Fälle aufdecken und aufzeigen, dass es den Züchtern nicht um das Wohl der Tiere geht, sondern sie mit ihnen möglichst viel Geld verdienen wollen. [2] Darüber hinaus erschaffen Züchter häufig Tiere nach bestimmten Vorstellungen, Farben und Formen, sodass diese oftmals als sogenannte Qualzuchten unter der Züchtung leiden. Jeder Kauf bei einem, in einer Zoohandlung oder im Internet nimmt einem der unzähligen Tiere, die im Tierheim warten, die Chance auf ein neues Zuhause.
Das Aussehen, die Fellfarbe und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten «Rasse» sollten kein Grund für die Entscheidung für oder gegen einen neuen tierischen Mitbewohner sein – vielmehr sollte allein der Charakter über eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier ausschlaggebend sein.
17’000 Tiere landen jährlich in Schweizer Tierheimen
In der Schweiz werden jedes Jahr über 17’000 Tiere in Tierheimen abgegeben [3] – aus ganz unterschiedlichen Gründen:
- Tierhaarallergie eines menschlichen Mitbewohners
- Finanzielle Gründe
- Unüberlegte Spontankäufe über Internetportale
- Krankheit oder Tod des Menschen
- Umzug in eine neue Wohnung, in der keine «Haustiere» erlaubt sind
Doch ganz egal, aus welchem Grund die Tiere im Tierheim landen, meist ist ihr Schmerz gross. Denn sie verstehen nicht, warum sie nicht mehr zurück in ihr altes Zuhause dürfen. Alle Katzen, Hunde, Kleintiere, Reptilien und Vögel im Tierheim, warten auf eine zweite Chance in einem neuen Zuhause.
Das sollten Sie vor einer Adoption bedenken: die 6 wichtigsten Tipps
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einen tierischen Mitbewohner zu adoptieren, sollten Sie sich also vorher ausführlich informieren und die Entscheidung gut abwägen.
1. Adoption ist eine langfristige Entscheidung
Auch Tiere können ein hohes Alter erreichen: Hunde und Katzen werden beispielsweise bis zu 12, 15 oder weit über 20 Jahre alt. Schildkröten und Papageien werden teilweise älter als Menschen. Machen Sie sich also bewusst, dass ihr neuer tierischer Mitbewohner sie eine lange Zeit begleiten und auf Sie angewiesen sein wird.
2. Tiere sind mit Kosten verbunden
Kosten für die Nahrung, Spiel- und Pflegeprodukte, den Tierarzt, aber auch Gebühren für beispielsweise Hundetraining oder Steuern summieren sich im Laufe der Zeit auf mehrere tausend Franken: Im Durchschnitt kostet ein Hund im ersten Jahr mindestens 2’000 Franken, für jedes weitere Jahr sollten Sie mit mindestens weiteren 900 Franken rechnen. [4] Entscheiden Sie sich deshalb nur für ein Tier, wenn Sie finanziell ausreichend abgesichert sind und bei Bedarf auch Behandlungen schwerer Erkrankungen bezahlen können.
3. Wie stehen Vermieter und Nachbarn zu tierischen Mitbewohnern?
Lesen Sie im Voraus gründlich ihren Mietvertrag und die Hausordnung, denn oftmals erlauben Vermieter keine «Haustiere». Auch Nachbarn fühlen sich oft durch Gebell, Gerüche oder freilaufende Katzen gestört. Erkundigen Sie sich rechtzeitig in Ihrem Umfeld, ob tierische Mitbewohner akzeptiert werden. Von Ihrem Vermieter sollten Sie sich eine schriftliche Genehmigung einholen, bevor ihr neuer tierischer Mitbewohner bei Ihnen einzieht.
4. Können Sie dem neuen Mitbewohner ein tiergerechtes Zuhause bieten?
Tiere benötigen Platz, Beschäftigung und Auslauf. Hunde gehören nicht den ganzen Tag in eine Wohnung oder einen Zwinger gesperrt, kleine Plastikboxen oder Käfige sind für Meerschweinchen und Hamster ebenfalls nicht ausreichend. Katzen, die Freigang gewohnt sind, sollten auch weiterhin die Möglichkeit sich zu bewegen – hier empfiehlt sich ein gut eingezäunter Garten oder ein katzensicherer Balkon.
5. Ausreichend Zeit zum kennenlernen
Jedes Tier hat – wie wir Menschen – seinen eigenen Charakter und ist daher nicht mit jedem Mensch oder Tier gleich gut kompatibel. Aus diesem Grund sollten Sie ausreichend Zeit einplanen um den Vierbeiner vor der Adoption in Ruhe kennenzulernen. Gehen sie mit dem Hund spazieren, vielleicht darf dieser auch mal zur Probe bei Ihnen wohnen. Eine Katze können sie im Katzenhaus in Ruhe kennenlernen und erste Streicheleinheiten verteilen. Wenn die Chemie stimmt, steht der Adoption nichts mehr im Wege.
6. Für Urlaubsvertretung sorgen
Zur Urlaubszeit werden besonders viele Tiere im Tierheim abgegeben oder illegal ausgesetzt. Überlegen Sie sich also bereits vor der Adoption eine Lösung für Urlaube und Reisen, auf die Sie Ihren neuen Mitbewohner nicht mitnehmen können. Freunde, Familie oder Tierpensionen sind ein guter Ansatz – dennoch sollten Sie möglichst immer für Ihren Mitbewohner da sein. Vor allem Katzen sind sehr ortsgebunden und sollten während Ihrer Abwesenheit in Ihrer Wohnung betreut werden.
Im Tierheim wartet der perfekte tierische Mitbewohner auf Sie
Die verschiedenen Gründe zeigen, dass jedes Tier im Tierheim landen kann – unabhängig von seinem Charakter. Spätestens bei einem Besuch im Tierheim werden sie auf unterschiedliche Charaktere treffen: Im Tierheim warten ruhige und zurückhaltende ebenso wie lebhafte und aufgeschlossene Tiere jeden Alters. Zusammen mit den Tierheimmitarbeitern finden Sie genau den tierischen Freund fürs Leben, der am besten zu Ihnen passt und zu dem auch Sie am besten passen. Wenn die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem tierischen Freund stimmt, steht einem glücklichen Zusammenleben nichts mehr im Weg: Ihr neuer Vierbeiner kann in ein liebevolles Zuhause ziehen!
WAS SIE TUN KÖNNEN
- Da unzählige Tiere in Tierheimen auf ein neues Zuhause warten, sollten Sie nur dort nach einem neuen tierischen Mitbewohner suchen.
- Eine weitere Möglichkeit, heimatlosen Tieren zu helfen, stellt der Tierschutz dar.
- Informieren Sie auch Ihre Freunde und Familie darüber, dass diese Tiere eine zweite Chance verdienen und bitten Sie sie, keine Tiere in Zoohandlungen, beim Züchter oder im Internet zu kaufen.
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QUELLEN
[1] Statista (2016): Anteil der Haustierbesitzer in der Schweiz 2016, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/655607/umfrage/anteil-der-haustierbesitzer-in-der-schweiz/, (eingesehen am 11.11.2020)
[2] TiKo TierschutzKompetenzzentrum/Landetierschutzverein Kärnten (2018): Illegale Welpenzucht in Kärnten aufgedeckt, https://www.tiko.or.at/de/neuigkeiten/detail.asp?id=24&tit=Illegale+Welpenzucht+in+K%C3%A4rnten+aufgedeckt, (eingesehen am 11.11.2020)
[3] Statista (2020): In Tierheimen aufgenommen und vermittelte Tiere in der Schweiz bis 2018, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/458970/umfrage/in-tierheimen-aufgenommene-und-vermittelte-tiere-in-der-schweiz/, (eingesehen am 11.11.2020)
[4] Scherer, Barbara (2020): So viel kostet ein Hund pro Jahr in der Schweiz, https://www.20min.ch/story/so-viel-kostet-ein-hund-pro-jahr-in-der-schweiz-266412536212, (eingesehen am 11.11.2020)