Tiere können im Zirkus niemals ein artgerechtes Leben führen. [1] Sie verbringen die meiste Zeit in kleinen Transportwagen oder engen Gehegen, leiden unter Bewegungsmangel, werden mit Gewalt trainiert und müssen vor lautem Publikum erniedrigende Kunststücke vorführen. Zahlreiche Länder haben bereits erkannt, wie sehr Tiere im Zirkus leiden und Verbote eingeführt. Doch in der Schweiz gibt es nach wie vor keine gesetzliche Regelung, die das Mitführen von Wildtieren im Zirkus verbietet.
Diese Länder haben bereits ein Tierverbot
Nur noch wenige Länder in Europa erlauben uneingeschränkt Tiere in Zirkussen. Insgesamt schränken 26 Länder Zirkusauftritte mit Tieren ein oder verbieten sie generell – darunter Kroatien, Griechenland, Österreich und Norwegen. Auch weltweit führen immer mehr Länder ein Tierverbot für Zirkusse ein. Einige Länder verbieten Wildtiere wie Elefanten, Löwen, Tiger und Giraffen, während andere ein generelles Verbot einführen und auch domestizierte Tiere wie Pferde, Ziegen und Hunde nicht erlauben.
Schweizer Tierschutzgesetz erlaubt Ausnahme für Zirkusse
Obwohl das Schweizer Tierschutzgesetz in vielen Punkten strenger ist als das der meisten Länder, hinkt die Regierung hier hinterher und erlaubt immer noch die Haltung von Wildtieren in Zirkussen [2]. Eigentlich schreibt das Schweizer Tierschutzgesetz vor, dass kein Tier ohne gewichtigen Grund in seinen Bedürfnissen eingeschränkt werden darf. Aus ethischer Sicht ist das Ausbeuten der Tiere zu Unterhaltungszwecken und Profit kein solcher Grund. Kurioserweise wird das Leid der Tiere in Zirkussen gerade durch das Schweizer Tierschutzgesetz erst möglich gemacht. Denn die in Art. 95 geregelten Mindestanforderungen an die Gehege der Tiere müssen von Zirkussen während der Tournee nicht erfüllt werden. [3] Die ohnehin bereits problematischen, eigentlich vorgeschriebenen Gehegegrössen dürfen demnach um bis zu 30 Prozent unterschritten werden. [4] So kommt es, dass die meisten Tiere im Zirkus ihr Leben in viel zu kleinen Gehegen und Boxen verbringen, in denen sie kaum Rückzugs- oder Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Trotz Forderungen für ein Verbot [4, 5] erachtet es der Bundesrat nicht für nötig, die Wildtierhaltung im Zirkus zu verbieten. [6]
Einige Schweizer Zirkusse machen es bereits vor und halten keine Tiere mehr. Sie setzen statt auf Tierquälerei auf Unterhaltung durch Akrobatik, Comedy oder Zauberei. Doch leider noch längst nicht alle. Solange es kein generelles Tierverbot in der Schweiz gibt, werden Zirkusse weiterhin Tiere ausbeuten. Zudem können auch Zirkusse in der Schweiz gastieren und auftreten, in deren Herkunftsländern die Tierschutzstandards niedriger sind. Oft ist nicht klar, was mit den Tieren der ausländischen Zirkusse vor und nach der Saison passiert.
So geht es Wildtieren im Zirkus
Wildtiere wie Tiger, Elefanten, Nashörner, Bären und Zebras leiden enorm unter den Lebensbedingungen im Zirkus. Anders als domestizierte Tiere wie Hunde, Ziegen oder Pferde sind sie die Nähe zu Menschen nicht gewöhnt, was grossen Stress bei ihnen verursacht. [7] Auch sind Tiere aus wärmeren oder kälteren Regionen nicht an das Klima in der Schweiz und in anderen Ländern angepasst.
Da Wildtiere besonders hohe Ansprüche an ihren Lebensraum haben und ihren natürlichen Bedürfnissen in Gefangenschaft nicht nachkommen können, entwickeln viele von ihnen schwere Verhaltensstörungen. Auch sterben viele von ihnen früher.
Das Training der Tiere ist von Gewalt und Zwang bestimmt. Kein Elefant steht freiwillig auf dem Kopf, und kein Zebra möchte zu lauter Musik mit Federn auf dem Kopf durch eine Manege laufen. Schläge mit Stock und Peitsche stehen bei der Dressur an der Tagesordnung. Die unnatürlichen Bewegungsabläufe führen bei den Tieren oft zu dauerhaften gesundheitlichen Schäden. [8]
Auch die Herkunft der Tiere ist fragwürdig. Grosskatzen beispielsweise werden meist viel zu früh von der Mutter getrennt und von Hand aufgezogen. Somit werden sie auf den Menschen fehlgeprägt, um die Dressur zu vereinfachen.
Was Sie tun können
Besuchen Sie bitte niemals einen Zirkus mit Tieren. Wenn ein Zirkus mit Tieren in Ihre Stadt kommt, veranstalten Sie eine Demonstration, schreiben Sie Leserbriefe an die lokalen Zeitungen, und wenden Sie sich an den Stadtrat mit der Aufforderung, Zirkusse mit Tieren in Ihrer Stadt zu verbieten.
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QUELLEN
[1] Eurogroup4Animals (2015): Statement on ethological needs and welfare of wild animals in circuses, https://www.lav.it/cpanelav/js/ckeditor/kcfinder/upload/files/files/Ethological%20Need_EN.pdf, (eingesehen am 11.05.2021)
[2] https://www.srf.ch/news/schweiz/wildtiere-im-zirkus-schweiz-erlaubt-was-vielerorts-verboten-ist
[3] Schweizerische Eidgenossenschaft (Stand 14.07.2020): 455.1 Tierschutzverordnung, Art. 95 Bewilligungsvoraussetzungen, https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2008/416/de, (eingesehen am 17.05.2021)
[6] https://www.tierimrecht.org/documents/2777/Antwortschreiben_des_BLV_zu_Petitionseinreichung.pdf
[7] Pro Tier: Keine Wildtiere im Zirkus, https://www.protier.ch/kampagnen-und-projekte/keine-wildtiere-im-zirkus, (eingesehen am 17.05.2021)
[8] Vier Pfoten in der Schweiz: Wildtiere in Zirkussen, https://www.vier-pfoten.ch/kampagnen-themen/themen/zirkus/wildtiere-in-zirkussen, (eingesehen am 17.05.2021)