Die Definition von vegan: Was steckt hinter dem Begriff?

Seit 1994 wird jedes Jahr am 1. November der Weltvegantag gefeiert – und auch sonst ist der Veganismus vermehrt in aller Munde. Doch was steckt hinter diesem Begriff? Wir beantworten die grundlegendsten Fragen zum Thema. 

Was bedeutet vegan?

Veganer sind Menschen, die keine tierischen Produkte wie Fleisch, Fischfleisch, Milch, Eier oder Honig konsumieren, sondern sich ausschliesslich von pflanzlichen Lebensmitteln ernähren. Sie tragen keine Kleidung aus tierischen Materialien wie Daunen, Pelz, Seide, Leder oder Wolle. Vegan lebende Menschen verwenden nur Reinigungsmittel und Kosmetikprodukte, die weder tierische Inhaltsstoffe enthalten noch in Tierversuchen getestet wurden. Sie halten sich von Zoos, Delfinarien und Zirkussen mit Tieren fern, sprechen sich gegen die Jagd und das Angeln aus, kritisieren den Zuchthandel von tierischen Mitbewohnern und lehnen eine speziesistische Denkweise ab. 

Kurz gesagt: Vegane Menschen meiden die Nutzung von Tieren oder tierischen Produkten in allen Lebensbereichen. Meist tun sie dies aus ethischen Gründen, denn sie wollen nicht, dass Milliarden fühlender Lebewesen weltweit für sie gequält und getötet werden.

Ein weiterer Grund, aus dem sich Menschen für eine vegane Lebensweise entscheiden, ist der Umweltschutz. Die Tierwirtschaft ist massgeblich mitverantwortlich für die verhängnisvollsten Umweltprobleme unserer Zeit und erzeugt mehr Treibhausgase als der gesamte globale Verkehrssektor [1]. Die Emissionen entstehen zum einen direkt durch den Verdauungsprozess oder die Ausscheidungen der Tiere, zum anderen indirekt durch Abholzung von Wäldern für den Futtermittelanbau und Landnutzungsänderungen – auch für die Schweizer Tierwirtschaft. Zusätzlich werden für tierische Produkte riesige Mengen an Ressourcen wie Landfläche, Wasser und Energie verschwendet, und ihre Herstellung trägt erheblich zur Wasser- und Luftverschmutzung und zum Artensterben bei. 

Aber auch aus gesundheitlichen Gründen entscheiden sich viele Menschen für das vegane Leben. Die pflanzliche Ernährung senkt das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck), Krebs oder Diabetes. Etliche Profisportler wie Lewis Hamilton, Novak Djokovic oder Patrik Baboumian leben die gesunde, fit-machende vegane Lebensweise vor. [2, 3] 

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Krise sehen immer mehr Menschen vom Verzehr tierischer Produkte ab. Die aktuelle Pandemie hat uns erneut aufgezeigt, dass die Gier nach tierischen Produkten sogenannte Zoonosen fördert. Aber auch antibiotikaresistente Keime werden vermehrt zum Problem und könnten sogar die nächste Pandemie auslösen. 

Was essen Veganer?

Die meisten rein pflanzlichen Lebensmittel sind vegan, wie zum Beispiel Obst und Gemüse, Kartoffeln und Getreide sowie Nüsse und Samen. Dies bedeutet aber nicht, dass sich vegan lebende Menschen nur von Tofu und Salat ernähren, denn die vegane Ernährung umfasst eine Fülle an köstlichen Gerichten. Auch Burger, Pizza oder Kuchen lassen sich hervorragend ohne tierische Produkte zubereiten. Mittlerweile gibt es eine Fülle an leckeren Alternativprodukten für tierische Lebensmittel, die in so gut wie jedem Supermarkt zu finden sind. Dazu gehören beispielsweise Pflanzendrinks aus Hafer oder Reis, vegane Aufstriche und Aufschnitte, Sojajoghurt, vegane Schnitzel, Würstchen, Nuggets, Fischstäbchen, pflanzliche Käsealternativen und vieles mehr. Selbst vegane Schokolade, Fruchtgummis und Chips-Sorten sind in nahezu jedem Supermarkt zu finden. 

Auch bei Getränken gibt es heute immer mehr rein vegane Säfte, Softdrinks und Weine, die nicht mit Gelatine, also den Knochen toter Tiere, geklärt wurden. 

Was ist der Unterschied zwischen vegetarisch und vegan?

Vegetarier essen lediglich kein Fleisch und kein Fischfleisch, während Veganer gar keine tierischen Produkte zu sich nehmen. Manche Vegetarier meiden auch Gelatine und tierisches Lab, da diese Produkte von toten Tieren stammen. Vegetarier konsumieren also weiterhin Milch, Käse, Eier und Honig – sind sich möglicherweise aber nicht bewusst, dass auch in der Milch-, Eier- und Honigindustrie zahllose Tiere getötet werden. So werden Kälbchen direkt oder kurz nach der Geburt von den Mutterkühen getrennt. Männliche Kälber werden bereits nach wenigen Wochen getötet, da sie für die Milchindustrie wirtschaftlich nicht rentabel sind. Auch in der Eierindustrie werden die männlichen Küken getötet, meist durch Vergasen, da sie für die Eierproduktion «nutzlos» sind. Wer sich für eine vegane Lebensweise entscheidet, finanziert dieses Tierleid nicht mehr. 

Es gibt drei verschiedene Formen der vegetarischen Ernährung. 

  • Ovo-Lacto-Vegetarier: Diese Ernährungsform beschreibt den «klassischen» Vegetarismus, bei dem kein Fleisch und Fischfleisch, jedoch Ei- und Milchprodukte verzehrt werden.
  • Ovo-Vegetarier: Ovo-Vegetarier essen kein Fleisch, kein Fischfleisch und auch keine Milchprodukte. Eier und Eiprodukte werden jedoch konsumiert.
  • Lacto-Vegetarier: Lacto-Vegetarier meiden zusätzlich zu Fleisch und Fischfleisch auch Eier, verzehren aber Milch und Milchprodukte. 

Was «darf» man nicht essen, wenn man vegan ist?

Wie schon erwähnt, stehen Fleisch, Fischfleisch, Eier, Milch und Honig nicht auf dem Speiseplan einer veganen Ernährung und lassen sich meist auch problemlos meiden. Leider sind in vielen Lebensmitteln und Speisen jedoch tierische Inhaltstoffe verarbeitet, die erst durch einen Blick auf die Zutatenliste erkennbar sind. Zum Beispiel enthalten Chips manchmal Milchzucker, Backwaren werden teilweise mit Schweineschmalz glänzend gemacht und in Pflanzenmargarine ist mitunter Milch enthalten. Man sollte sich die Zutatenliste daher genauer unter die Lupe nehmen. Oftmals werden tierische Inhaltsstoffe heutzutage durch Fettschrift hervorgehoben. 

Hat der Veganismus Nachteile?

Für Menschen, die gerade erst auf eine vegane Ernährung umgestellt haben, kann sich die Auswahl der Lebensmittel anfangs etwas schwierig gestalten. Meist dauert es ein wenig, bis Einkauf und Kochen zur Routine werden. Wer auswärts isst, wird erkennen, dass nicht alle Restaurants neben Pommes und Salat weitere vegane Optionen anbieten. Manchmal kann es eine kleine Herausforderung sein, unterwegs einen veganen Snack zu finden, doch glücklicherweise erleichtern Apps wie Happy Cow oder Vanilla Bean die Suche. 

Für Menschen, die sich vegan ernähren, kann der Besuch bei Freunden oder der Familie eine Umstellung bedeuten – nicht nur, was das gemeinsame Essen angeht. Häufig kommen Vorurteile gegenüber der veganen Ernährung zur Sprache, die teilweise noch weit verbreitet sind. Mit etwas Feingefühl ist es jedoch nicht schwer, für jedes vermeintliche «Argument» gegen eine vegane Lebensweise die passende Antwort zu geben. 

Was ist dran an der Kritik am Veganismus?

Gelegentlich steht die vegane Ernährung in der Kritik, da sie angeblich zu Mangelerscheinungen führen kann. Tatsache ist jedoch, dass eine ausgewogene vegane Ernährung den Körper mit allen benötigten Nährstoffen versorgt. Die weltweit grösste Ernährungsfachgesellschaft, Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.), stellt in ihrem Positionspapier fest, dass eine «gut geplante vegane Ernährung für alle Phasen des Lebens geeignet ist, einschliesslich der Schwangerschaft, Stillzeit, der frühen Kindheit und Jugend». [6] Wie bei allen Ernährungsformen sollte man auch bei der veganen Ernährung auf bestimmte Nährstoffe achten, denn unabhängig von der Ernährungsform gilt: Für eine gesunde Ernährung sollte man sich mit der eigenen Ernährung beschäftigen. Dabei setzen sich vegan lebende Menschen meist wesentlich intensiver mit dem Thema Ernährung auseinander als Mischköstler und sind daher in der Regel sogar besser versorgt, gesünder und fitter. Generell gilt: Der Mensch braucht bestimmte wichtige Nährstoffe, um gesund zu sein. Woher diese Nährstoffe kommen, ist dabei egal. Wir brauchen beispielsweise Protein, aber kein Fleisch, denn viele pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Vollkorngetreide enthalten beachtliche Mengen an Protein. Mit den meisten Nährstoffen ist man bei der veganen Ernährung sehr gut versorgt; lediglich der Nährstoff Vitamin B12 muss ergänzt werden. 

Kritiker behaupten teilweise, die vegane Ernährung sei mit dem Anbau von Soja für die Rodung und Zerstörung des Regenwalds verantwortlich. Tatsache ist jedoch, dass 75 Prozent des dort angebauten Sojas in den Futtertrögen sogenannter Nutztiere landet – auch in der Schweiz. [7] Tofu-Produkte hingegen werden aus Sojabohnen hergestellt, die vorwiegend aus Europa stammen. Angaben zur Herkunft können Sie den Produktverpackungen entnehmen oder beim Hersteller erfragen. 

Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass Alternativprodukte aus Seitan, Soja und Co. viele ungesunde Zusatzstoffe enthalten würden. Tatsache ist, dass solche Zusatzstoffe in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind – mit vegan an sich hat das nichts zu tun. Grundsätzlich ist es bei jeder Ernährungsform sinnvoll, möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren. Wer sich vollwertig vegan ernährt, der kann jedoch problemlos ab und zu auch verarbeitete Produkte konsumieren.

WAS SIE TUN KÖNNEN

Es gibt etliche Gründe, vegan zu leben. Ganz gleich, ob Sie sich aus Tierschutz-, Umweltschutz- und/oder gesundheitlichen Gründen für die vegane Ernährung entscheiden: Wir stehen Ihnen mit dem kostenlosen Veganstart-Programm zur Seite. Melden Sie sich einfach an, und Sie erhalten 30 Tage lang nützliche Informationen rund um das vegane Leben sowie leckere Rezepte.