Hinter Wolle von Schafen, Alpakas, Ziegen oder Kaninchen verbergen sich Ausbeutung, Tierquälerei und Umweltzerstörung. Für Angorawolle, Kaschmir, Mohair, Merino- und jede andere Schafwolle leiden Millionen Tiere unter dem Stress und den Verletzungen der Schur, schlechten Haltungsbedingungen und Verstümmelungen. Sie alle werden im Schlachthof getötet, sobald sie für die Wollindustrie nicht mehr als «wirtschaftlich» gelten.
Glücklicherweise gibt es zahlreiche Alternativen zu Wolle, für die kein Tier leiden muss. Wir stellen Ihnen einige Arten von veganer Wolle und die Eigenschaften der pflanzenbasierten und synthetischen Textilfasern vor.
1. Baumwolle
Die wohl bekannteste tierfreundliche Wolle ist Baumwolle. Sie macht ca. ein Drittel der weltweiten Faserproduktion aus und wird zu den verschiedensten Stoffen und Kleidungsstücken verarbeitet – von luftigen Shirts über Denim bis hin zu Canvas. Leicht angeraut imitiert Baumwolle sehr gut das Aussehen und die Haptik von Schafwolle. Im Gegensatz zu tierischer Wolle bietet Baumwolle zudem ein angenehmes Tragegefühl, ist sehr weich und kratzt nicht.
Auch für die Umwelt ist ökologisch angebaute Baumwolle besser als tierische Wolle. Die Wollindustrie setzt nämlich riesige Mengen Methan frei und treibt so die globale Erwärmung voran. Auch werden Ressourcen wie Land, Wasser und Futtermittel verbraucht und ganze Landstriche durch Abgrasung zerstört.
2. Leinen
Leinen oder auch Flachs ist ebenso wie Baumwolle eine Naturfaser und besonders umweltfreundlich. Der Anbau und die Verarbeitung der Flachspflanze benötigen deutlich weniger Wasser, Energie, Düngemittel und Pestizide als viele andere Kulturpflanzen.
Auch wegen seiner Eigenschaften ist Leinen sehr beliebt – so ist die Faser sehr reissfest und bildet keine Flusen, was bei Kleidung zu einer langen Tragbarkeit führt. Besonders im Sommer tragen viele Menschen den Stoff gerne, da er kühlend wirkt und schnell trocknet. Zudem hat Leinen antiallergische Eigenschaften und ist damit auch für Menschen mit empfindlicher Haut geeignet.
3. Lyocell
Lyocell ist eine Cellulosefaser, die aus Holz hergestellt wird. Die bekanntesten Lyocell-Fasern sind derzeit Tencel oder Modal. Da Lyocell in der Regel von nachhaltig angebauten Bäumen oder schnell wachsenden Baumarten wie Eukalyptus stammt, die zudem kaum künstliche Bewässerung oder Pestizide benötigen, handelt es sich um eine vergleichsweise umweltfreundliche Textilfaser. Auch das Herstellungsverfahren verbraucht nur wenig Wasser und Energie und ist frei von toxischen Lösungsmitteln. Darüber hinaus gilt Lyocell als biologisch abbaubar und einfach zu recyceln.
Lyocell ist vielseitig einsetzbar und kann auf unterschiedliche Weise gewebt werden. So kann die Faser unter anderem Wolle, Seide und Wildleder imitieren und wird unter anderem für die Herstellung von Denim, Unterwäsche, Arbeitsbekleidung, Bettwäsche und Sportkleidung verwendet.
4. Soja-Seide
Sojafasern fallen bei der Sojabohnen-Verarbeitung als Nebenprodukt an und sind besonders weich und glänzend. Nicht ohne Grund spricht man von Sojaseide – nur, dass für diesen Stoff keine Tiere lebendig gekocht werden. Zudem ist die Faser genauso haltbar wie Baumwolle und wärmt ebenso wie Kaschmir.
Sojaseide ist so robust, dass sie problemlos in der Waschmaschine gewaschen werden kann, ohne dabei ihre Form oder Qualität zu verlieren. Die Naturfaser gilt ausserdem als biologisch abbaubar.
5. Viskose
Viskose ist ebenso wie Lyocell eine Cellulosefaser, die aus Holz gewonnen wird. Viskose stammt in der Regel von Buchen, Fichten, Bambus oder Eukalyptus. Der Stoff ist überaus pflegeleicht und absorbiert Feuchtigkeit sehr gut, weswegen er gern für Sportbekleidung oder Anzüge verwendet wird.
Da bei der Herstellung des Garns jedoch eine Vielzahl an Chemikalien zum Einsatz kommt, ist Lyocell die umweltfreundlichere Alternative.
6. Hanf
Hanf ist der absolute Allrounder und nicht nur für die Herstellung von CBD-Produkten geeignet, sondern auch für Kleidung. Da Hanf besonders robust ist und schnell wächst, werden beim Anbau der Pflanzen keine chemischen Düngemittel oder Pestizide verwendet. Auch wachsen die Wurzeln der Hanfpflanze bis zu einem Meter tief in den Boden, wodurch sie Erosion und Nährstoffverluste verhindern und die Qualität des Bodens erhalten.
Die Hanffaser ist in Optik und Haptik sehr mit Leinen vergleichbar und ausserordentlich strapazierfähig. Auch ist der Stoff hautfreundlich und antimikrobiell.
7. (Recycelte) Kunststoffe
Auch Kunststoffe wie Polyester oder Polyacryl kommen in der Bekleidungsindustrie häufig zur Anwendung und sind vielseitig einsetzbar. Die chemisch hergestellten Materialien können unterschiedlichste Stoffarten nachahmen. So hält Polyesterfleece warm und trocknet schnell, während Acrylfasern häufig anstelle des Tierqualprodukts Kaschmir für wärmende Wintermäntel eingesetzt wird.
Obwohl die Fasern aus Erdöl bestehen, ist die Produktion vieler Kunststoffe laut Higg Index umweltfreundlicher als Schafwolle, da die Tierzucht massive Umweltprobleme verursacht. [1] Zudem gibt es auch recycelte Kunststoffe wie rPET (recyceltes Polyethylenterephthalat). Diese Faser gilt in der Herstellung sogar als umweltfreundlicher als Bio-Baumwolle, da sie nur halb so viele Emissionen verursacht. [2]
Entdecken Sie weitere Wollalternativen
Neben den genannten Wollalternativen gibt es zahlreiche weitere Fasern, die sowohl tierfreundlich als auch umweltverträglich sind. Zudem bieten viele Stoffe Vorteile gegenüber tierischer Wolle. So speichert Viskose aus Bambus beispielsweise anders als Merinowolle keine Gerüche und ist belastbarer. SeaCell-Fasern aus Zellulose und Algen können entzündungshemmend wirken und Juckreiz lindern, und Garn aus Kokosfasern kann deutlich schneller produziert werden als Wolle von Schafen, Ziegen oder Alpakas. Auch werden stetig innovative Fasern entwickelt, wie Wolle aus lebenden Haarfollikeln oder menschlicher DNS.
Kaufen Sie tierfreundliche Kleidung
Egal, welchen Stoff Sie bevorzugen – es gibt immer eine tierfreundliche Variante. Achten Sie bei Ihrem Einkauf daher darauf, vegane Materialien zu shoppen und Tierqualprodukte aus Wolle, Leder, Pelz oder Seide zu meiden. Ein Blick auf das Etikett oder die Produktbeschreibung verrät meist schnell, wie tier- und umweltfreundlich ein Produkt ist. Im Zweifel können Sie beim Hersteller nachfragen.
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QUELLEN
[1] Mathews, Brett (2020): Higg Materials Sustainability Index updated. Apparel Insider, https://apparelinsider.com/higg-materials-sustainability-index-updated/, (eingesehen am 01.10.2021)
[2] Waste2Wear (2020): FAQ’s, https://www.waste2wear.com/faq/, (eingesehen am 01.10.2021)