Veganes Leder: Wie gut sind Kunstleder, Ananasleder & Co.?

Für die Herstellung von tierischem Leder werden weltweit jährlich Millionen Tiere getötet und gehäutet. Um diese grosse Anzahl an Tieren zu züchten, werden riesige Flächen für den Futtermittelanbau und die Weidehaltung benötigt – so treibt die Nachfrage nach Schuhen, Gürteln oder Handtaschen aus Leder die Regenwaldzerstörung voran. Auch belastet die Lederproduktion durch den Einsatz von starken Chemikalien unsere Umwelt und nicht zuletzt unsere eigene Gesundheit enorm.

Glücklicherweise gibt es inzwischen unzählige vegane Materialien wie Kunstleder oder Ananasleder, die aus ökologischer Sicht tierischem Leder weit voraus sind und kein Tierleid verursachen. Wir von PETA Schweiz stellen Ihnen die besten Lederalternativen vor:

Kunstleder

Die von Mode-, Möbel- und Autoherstellern meistverwendete Lederalternative ist Kunstleder. [1] Dieses enthält Kunststoffe wie Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyurethan (PU) und ist besonders wegen seiner Robustheit und Witterungsbeständigkeit beliebt. Ausserdem ist es leicht zu reinigen.

Da Kunstleder auf Erdölbasis nicht biologisch abbaubar ist, handelt es sich dabei zwar um eine tierfreundliche, aber nicht die umweltfreundlichste Lederalternative. Beim Waschen von Kleidung wird Mikroplastik freigesetzt, was die Umwelt und über die Nahrungskette auch die menschliche Gesundheit belastet. [1, 2] Dennoch hat Kunstleder laut dem Higg-Index eine geringere Auswirkung auf den Klimawandel und verursacht weniger Umweltverschmutzung als tierisches Leder. [3] Zudem gibt es immer mehr vegane Lederalternativen aus recyceltem Polyethylenterephthalat (rPET), die deutlich umweltfreundlicher sind. [4] 

Kunstleder

Kork

Kork wird längst nicht mehr nur für die Herstellung von Böden, Pinnwänden oder Weinkorken verwendet – als nachhaltige Lederalternative erfreut sich der Naturstoff immer grösserer Beliebtheit. Kork stammt von der Korkeiche und wird durch das Schälen der Bäume gewonnen. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern hat einen zusätzlichen Vorteil für die Umwelt: Regelmässig geschälte Korkeichen binden bis zu fünfmal mehr CO2 als ungeschälte Korkeichen. [5]

Bei Korkleder ist jedes Stück ein Unikat. Der Stoff ist weich und elastisch, gleichzeitig aber formbeständig und robust. Zudem ist Kork wärmend, atmungsaktiv und kann leicht verarbeitet werden. Bisher werden vorrangig Jacken, Gürtel und Geldbeutel aus Korkleder gefertigt. 

Korkleder

Ananasleder

Ein weiteres pflanzliches Leder wird aus den Fasern von Ananaspalmenblättern hergestellt. Auch diese Lederalternative ist nachhaltig, da die Ananasblätter ein Nebenprodukt der Landwirtschaft sind und weggeworfen werden würden. Es werden also keine zusätzlichen Ananasplantagen zum Anbau des Stoffes angelegt. Um aus den Palmblättern einen lederartigen Stoff herzustellen, werden die Fasern zunächst zu einem Vlies und anschliessend zu Ananasleder verarbeitet. Bei der Produktion werden keine giftigen Chemikalien verwendet, was die Umwelt und unsere Gesundheit schont. Die Überreste der Ananasblätter werden oft noch als Düngemittel oder Biokraftstoff verwendet. [6]

Ananasleder wird bisher hauptsächlich für Schuhe, Accessoires wie Handtaschen und Rücksäcke sowie Möbel verarbeitet. Das Material ist äusserst reissfest, atmungsaktiv, wasserabweisend und weich. Optisch gleicht es Wildleder.

Pilzleder

Hätten Sie gedacht, dass veganes Leder aus Pilzen gewonnen werden kann? Das Material wird aus Myzel, dem Wurzelgeflecht der Pilze, hergestellt. Dafür werden kleine Wurzelstücke mit Mais, Sägespänen oder Hanffasern durchzogen, was das Pilzleder robuster macht. Auch aus Baumpilzen, sogenannten Zunderschwämmen, kann Leder gewonnen werden. Die Schwämme werden geerntet, getrocknet, geschält und weiterverarbeitet.

Pilzleder hat stark absorbierende und antibakterielle Eigenschaften. [7] Auch ist das Material sehr leicht und flexibel, ist atmungsaktiv und hat einen isolierenden Effekt. Nicht zuletzt ist es biologisch abbaubar und damit umweltfreundlich.

Weinleder

Pflanzliches Leder kann auch aus Weintrauben hergestellt werden. Dafür werden die Schalen, Stiele und Samen der Trauben zusammen mit ein wenig Öl verarbeitet. Beim Herstellungsprozess werden die Fasern und Öle dicht verbunden, wodurch die lederartige Beschaffenheit entsteht. Bei der Produktion werden kein Wasser und keine giftigen Chemikalien verwendet.

Weinleder

Apfelleder

Apfelleder wird aus den Überresten der Apfelsaftindustrie hergestellt. Die Reste werden beim Produktionsprozess getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Dieses wird anschliessend mit Polyurethan (PU) vermischt und zu «Appleskin» geschichtet. Der entstandene Stoff bekommt durch Prägung den typischen Lederlook verpasst.

Durch das PU erhält das pflanzliche Leder mehr Stabilität. Es fühlt sich angenehm weich an und ist dennoch strapazierfähig und wasserabweisend. Appleskin wird beispielsweise bei der Herstellung von Schuhen, Taschen, Uhrenarmbändern, Geldbeuteln und Möbeln verwendet.

Apfelleder

Kaktusleder

Pflanzliches Leder aus Kakteen ist sehr robust und widerstandsfähig. Für die Herstellung des Stoffes werde keine Kunststoffe, keine giftigen Chemikalien und nur sehr wenig Wasser benötigt. Gewonnen wird das Leder aus dem Nopal-Kaktus, der in Mexiko angepflanzt wird. 

Kaktusleder ist sehr atmungsaktiv und fühlt sich weich an. Es kann zu Geldbeuteln, Gürteln und Kleidung verarbeitet werden. Besonders Luxusmodehersteller sind an dem nachhaltigen und hochwertigen Material interessiert. [8]

Papierleder

Bei Papierleder handelt es sich um eine Papier-Kunststoffmischung, was den Stoff überaus stabil und reissfest machen. Die pflanzliche Basis ist ausgesprochen umweltfreundlich und nachhaltig. Beim Herstellungsprozess wird das aus Zellulose und Latex bestehende Papier zerknautscht und gewaschen. Dadurch erhält es seine besondere Stabilität.

In ihrer Weiterverarbeitung ist die Lederalternative besonders vielfältig: Sie kann vernäht, bedruckt, gefärbt, bestickt und beklebt werden. Auch zum Basteln eignet sie sich dadurch hervorragend. [9]

Kombuchaleder

Lederalternativen aus Kombucha entstehen durch das Zusammenspiel verschiedener Hefen und Essigsäurebakterien. Das fertige Material ist sehr stabil und robust. Auch dieses pflanzenbasierte Leder überzeugt durch die organischen und damit umweltfreundlichen Rohstoffe, aus denen es gewonnen wird.

Teakleder

Teakleder besteht aus Teakblättern. Die Blätter aus Thailand werden speziell versiegelt, wodurch der Stoff wasserabweisend, robust und langlebig wird. Ebenso wie bei Kork oder Pilzleder ist bei Teakleder durch die individuelle Struktur des Materials jedes Stück ein Unikat. Auch können die Blätter in jeder Farbe eingefärbt werden, was ihn besonders vielfältig macht. Aus Teakleder können Handtaschen, Geldbeutel, Buchhüllen und zahlreiche weitere Accessoires hergestellt werden. [10]

WAS SIE TUN KÖNNEN

Wie Sie sehen, gibt es unzählige Alternativen zu tierischem Leder, für die keine Tiere sterben mussten. Zudem ist synthetisches und pflanzenbasiertes Leder umweltfreundlicher und nachhaltiger. Entscheiden Sie sich also beim nächsten Einkauf für veganes Leder. So tun Sie nicht nur etwas Gutes für die Umwelt und Ihre Gesundheit, Sie bewahren ausserdem zahlreiche Tiere vor einem schrecklichen Tod im Schlachthaus.